Auszüge aus veröffentlichten Fan-Beiträgen zum Mosaik von Hannes Hegen. Diese Zitate sollen die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen. Der Text wurde Printmedien entnommen, Flüchtigkeits- und Übertragungsfehler bitte ich unkommentiert zu entschuldigen. Hier geht es zur Hauptseite: www.mosafilm.de
Zitat aus: Fanzine des Sportgymnasiums Jena, alex 7, 1995

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Mosaik Nr. 26, Seite 2

Der strahlenden Zukunft entgegen -

Das MOSAIK als Teil der DDR - Science Fiction


Text: Thomas Wilde


Was waren das nicht für phantastisch-optimistische Bilder, welche die "Kampfreserve der Partei " in den 50er und 60er Jahren zu zeichnen vermochte: Das wahrhaft magische Jahr 2000 sollte uns mit silberglänzenden Raketen wenigstens bis zum Mars tragen, des Winters in atomgetriebenen Lokomotiven fahrend wollten wir über alle Reichsbahnfahrpläne hohnlachend in kuppelbewehrte Naherholungsgebiete, die dazumal noch nicht neudeutsch "Centerparcs" hießen, den Naturgewalten entfliehen. Wir waren die Erbauer der Staudämme am schwarzen Fluß, "anything goes" war unsere Jugenddevise, damals noch "...woll'n wir heut' das Leben bau'n" geheißen.

Daran mußte ich denken, als ich kürzlich Schülerarbeiten der Technogeneration zum Thema "Zukunft" betrachtete: Menschen in Gasmasken fahren innerhalb von Blechlawinen durch eine rußschwangere Umwelt - apokalyptische Bilder, wie sie uns höchstens im 59er Februarmosaik auf dem Planeten Nucleon geboten wurden.

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Cover Mosaik Nr. 27

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Backcover Mosaik Nr. 27
Werfen wir doch einmal einen Blick in die Zukunft vom Standpunkt der 50er Jahre in der DDR.

Das Jahr 2000 hat seine Magie mit zunehmender zeitlicher Nähe verloren. Doch woher rührte Ende der 50er, Anfang der 60er Jahre unser grenzenloser Zukunftsoptimismus ? Das kann man sicher nicht in wenigen Sätzen beantworten.

Wirtschaftlich befand sich die DDR in diesen Jahren durchaus im Stadium eines gewissen Aufschwungs, auch wenn dieser Aufschwung Anlaß zu grenzenloser Selbstüberschätzung seitens der Staatsführung war: Man begann mit dem Bau des größten Braunkohlekombinates der Welt ( "Schwarze Pumpe" ), in Rossendorf bei Dresden wurde 1957 der erste Atomreaktor der DDR in Betrieb genommen. Im Jahre 1957 stieg die Industrieproduktion um 8% und im ersten Halbjahr 1958 gar um 12%, vor allem die Konsumgüterproduktion machte beträchtliche Fortschritte.

Auf dem V. Parteitag der SED im Juli 1958 gab Ulbricht das wahnwitzige, völlig irrationale Wirtschaftsziel vor, bis zum Jahre 1961 die Bundesrepublik Deutschland "einzuholen und zu überholen". Daß dieses Ziel von vornherein zum Scheitern verurteilt war, muß hier wohl nicht näher erläutert werden ...

Daß sich die Medien, insbesondere die damals wohl in besonderer Priorität stehenden Printmedien, sich diesem Zukunfts- und Wirtschaftswundertaumel bewußt oder unbewußt, freiwillig oder per Weisung anschlossen und somit das oben genannte Bild von der Zukunft entscheidend mitprägten, sei nun im Folgenden erläutert.

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Mosaik Nr. 27,
Seite 14

Klick auf das Vorschaubild für Zoom! DEFA-Film "Der schweigende Stern" (1960)

Die das Zukunftsbild prägende Funktion der Bücher, Zeitungen und Zeitschriften ist als um so bedeutender einzuschätzen, betrachtet man die Rolle, die das zweitwichtigste Medium zu jener Zeit, der Kinofilm, spielte. Das in diesem Genre gebotene Bild von der Zukunft ist eher als dürftig bis düster zu bezeichnen: Im ersten DEFA-Film mit utopischen Thema, "Hexen" von 1954, traten ein Poltergeist und andere, wenig sozialistischen Zukunftsgeist verheißende, Schauergestalten in einer turbulenten Filmkomödie auf. Das Jahr 1955 bescherte uns den "Teufel vom Mühlenberg" als DEFA-Produktion, ebenfalls keine sehr zukunftsoptimistische Verheißung. 1956 lief in den DDR-Kinos die UdSSR-Produktion "Geheimnis der ewigen Nacht". (Ein überaus starkes Erdbeben stellt die Forscher einer ozeanografischen Beobachtungsstation vor scheinbar unlösbare Rätsel.) Höhepunkt des utopischen Filmschaffens jener Zeit war Ende der 50er Jahre die DDR/polnische Koproduktion "Der schweigende Stern" aus dem Jahr 1960. Dessen Inhalt: Sieben Männer und eine Frau starten zur Venus, um mit den dortigen Bewohnern Kontakt aufzunehmen, finden jedoch nur verlassene technische Anlagen vor... ...Sollten die Filmemacher etwa vom MOSAIK Nr. 27 (Februar 1959) inspiriert worden sein ? Wer weiß, wer weiß ...
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Mosaik Nr. 25,
Seite 14
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aus dem Film "Frau im Mond", (1929)
Regie: Fritz Lang, techn. Beratung: Hermann Oberth
Betrachtet man nun die Themen der gezeigten Filme, so wird recht schnell klar: Mit einem solch dekadenten Zukunftsbild war der Ulbrichtsche Traum vom Sozialismus auf der ewigen Überholspur den deutschdemokratischen Mitbürgern wohl nur schwerlich zu vermitteln, da mußten schon andere ideologische Geschosse aufgefahren werden ... Solch ein "Geschoß" stellte nun ab Dezember 1958 die legendäre RS-X-1 dar, mit der die Digedags und Sinus Tangentus holterdiepolter von der Römer Latschenwelt in das goldene Zeitalter des Neo(s)kommunismus entführt wurden. Ich muß an dieser Stelle einmal erwähnen, daß mir der so oft apostrophierte "Bruch" in der Handlung nie bewußt wurde, was wohl auch ein Indiz dafür ist, daß hier Dräger & Co. ganze Arbeit als "Drehbuchschreiber" zu leisten vermochten. Auch stellt mich die Neosserie trotz ihrer aus heutiger Sicht unleugbaren Naivität den Höhepunkt der Digedagsreisen dar, wann bekommt man denn schon Gelegenheit, auf so spannende und unterhaltsame Art und Weise in die Zukunft blicken zu können und damit auch so ganz unauffällig mit der realsozialistischen Gegenwart konfrontiert zu werden ? Ich halte die Neosserie nebenher außerdem für ein einmaliges Zeitdokument zur Befindlichkeit der DDR der 50er Jahre.
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Mosaik Nr. 26,
Seite 6
Klick auf das Vorschaubild für Zoom! aus dem Buch "Auf dem Weg zu fernen Welten"
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Ab in die Zukunft !
Bekanntlich landeten unsere Freunde zunächst auf dem den menschlichen Phantasien immer noch am meisten Nahrung gebenden Mars. Dieser Planet begegnete den MOSAIKmachern in ihrem künstlerischen Schaffen nicht zum ersten Mal. Bereits 1958 (Die Digedags wandelten ja erst 1959 auf dem Marsboden.) erschien im Verlag "Neues Leben", Berlin das Buch von Karl Böhm und Rolf Dörge "Auf dem Weg zu fernen Welten". Für die Ausstattung zeichnete verantwortlich: "Kollektiv unter Leitung von Hannes Hegen", technische Zeichnungen: Heinz Handschick, Horst Boche und Joachim Arfert. Karikaturen: Nikol Dimitriadis !

Lohnenswert ist die Anschaffung dieses Buches aber nicht nur wegen seiner hervorragenden und in Farb- und Figurengestaltung ständig an das MOSAIK gemahnenden Zeichnungen, sondern auch als Spiegelbild des damals vermittelten Zukunftsbildes. Das Buch ist voller Häme über den sogenannten "Sputnikschock" im Westen sowie grenzenlosen Optimismus über die ungeahnten Möglichkeiten der Verlagerung der (selbstredend kommunistischen) Zukunft in die (unendlichen) Weiten des Weltalls. Wsjo Budjed, anything goes - alles scheint wieder machbar, und das Jahr 2000 begann eben Ende der 50er in der Sowjetunion / Filiale DDR. Das gleiche Bild begegnet uns im MOSAIK-Weltraum, seltsam erscheint nach Kenntnis der Klassiker des Marxismus / Leninismus, daß in der fiktiven Zukunftswelt trotz des hohen Standes der Technik immer noch zwei antagonistische Systeme bestehen: Die Republikanische Union und das Großneonische Reich: obwohl wir doch aus dem Stabüü-Unterricht wußten: der Sozialismus siegt und wahre Höhepunkte menschlichen Geistesschaffens vermag nur er zu vollbringen ...

Sei's drum, wahrscheinlich war das Vorhandensein beider Staaten einfach einer möglichst spannenden Handlung geschuldet, oder hätten sich die Digedags mit realsozialistischen Zukunftsproblemen wie der äußerst spannenden Jagd nach Tomatenketchup bescheiden soll ?? Wohl kaum.

Wird im eben erwähnten Buch noch das "Mosaik-Kollektiv" als Urheber der Zeichnungen erwähnt, so erscheint in einem weiteren in der Reihe der zukunftsbetrachtenden Bücher der großartige Heinz Handschick als Schöpfer der "technischen Illustrationen": "Unsere Welt von morgen", wohl ein Vorläufer des schon fast legendären "Weltall, Erde, Mensch", erschien im Jahre 1959 ebenfalls im Verlag "Neues Leben", Berlin. Die nun schon zukunftserprobten Autoren sind wiederum Böhm / Dörge. Das Buch beginnt mit einer Vision: "Es war der 10. September des Jahres 2000. In einem merkwürdig eingerichteten Zimmer eines stattlichen Wohnhauses mitten in der nordamerikanischen Stadt Boston rieb sich ein junger Mann namens Julian West, soeben aus todesähnlichem Schlaf erwacht, die Augen. ... Er war in eine konsequent durchkonstruierte kommunistische Welt geraten, in der eine unvorstellbare Fülle von Waren und Dienstleistungen zum allgemeinem Nutzen zur Verfügung stand und in der alle Fragen vollkommen vernünftig geregelt waren. ..." - Auch wenn Böhm und Dörge hier nur den im vergangenen Jahrhundert tätigen Autoren Edward Bellamy und sein Buch "Ein Rückblick aus dem Jahr 2000" zitieren und seine Vision auch als "prahlerisch" bezeichnen, so merkt man beiden Autoren doch in jeder Phase des Buches eben selbst diesen "prahlerischen" Zukunftsoptimismus an.

Die MOSAIK-Neos-Welt begrüßt uns auf allen Seiten und die Handschickschen Panoramabilder erinnern eindeutig an eben solche aus dem MOSAIK, denken wir nur an den "Verkehrsknotenpunkt der Hauptstadt" aus Heft 29 "Auf dem Neos verschollen" oder an den "Staudamm am schwarzen Fluß". Es begegnen uns im Buch ähnliche Schiffsmodelle wie im Heft "Unternehmen Garnele", was alles nicht weiter verwunderlich ist, erschienen doch sowohl das Buch als auch die MOSAIK-Neos-Serie im gleichen Zeitraum, also, wie bereits erwähnt, 1959.

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Backcover Mosaik 33
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Abbildungen (oben links + mitte):
aus dem Buch  "Gigant Atom"
Abbildung (oben rechts):
aus "hobby" 6/1957



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Atomeisbrecher "Lenin"

Abbildungen (unten):
 aus "Unsere Welt von Morgen" 

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Das dritte in diese Reihe gehörende Buch ist das bereits 1956 erschienene "Gigant-Atom" (ebenfalls von Böhm / Dörge). Da unsere Digedags aber 1956 noch mit Kämpfen gegen Sultane und Piraten beschäftigt waren und eine Bimmel-Bummelbahn durch die wenig futuristisch anmutende sorgenfreie heile Mosaikwelt dampfte, waren dem Verlag wohl auch die Mosaik-Zeichner nicht als "zukunftskompetent" bekannt und so schuf der ebenfalls allen DDR-Science-Fiction-Begeisterten vertraute Eberhard Binder-Staßfurt die Illustrationen zum Buch. Dieses berichtet von den grenzenlosen Möglichkeiten der Atomkraft zum allgemeinen Nutzen der Menschheit. Man war davon überzeugt, daß die Kraftquelle Atom (siehe Rückseite Heft 33 "Digedanium-Metall vom Meeresgrund") in sozialistischer Hand absolut steuerbar und unerschöpflich sei. Hiroshima war schon weit genug weg (und im Bereich der westlichen Hemisphäre), und an Tschernobyl konnte ebenfalls noch nicht gedacht werden. Ein Blick in das Buch lohnt für Mosaikfan trotzdem, finden wir hier doch unter anderem die berühmte Atomlokomotive aus dem oben erwähnten Heft 33 wieder, also Jahre vor ihrem Erscheinen im MOSAIK. Unter anderem dadurch erscheint mir die z.B. von Thomas Kramer in seinem empfehlenswerten MOSAIK-Fanbuch Nr. 1 ausgemachte Quelle "Hobby" als unsicher. In meinem eigenen "Gigant Atom"-Exemplar, welches aus der "Junge Welt"-Redaktionsbibliothek in der Mohrenstraße stammt, finden sich zahlreiche Spuren der Quellennutzung wie Anstriche, Randbemerkungen u.ä. - Ob Eberhard Binder-Staßfurt allerdings außerdem "Hobby"-Nutzer war, sei hier dahingestellt. ...

Wahrscheinlicher ist wohl, daß sich Ende der 50er Jahre Science-Fiction-Zeichner aus Ost und West gegenseitig "in die Hefte" schauten, was vor dem Berliner Mauerbau sicherlich auch keine größere Schwierigkeit dargestellt haben dürfte.

All jenen unter euch, denen jetzt "das Wasser im Munde zusammengelaufen" sein dürfte, sei gesagt, daß die oben genannten populärwissenschaftlichen Bücher noch relativ leicht und preiswert (unter 20 DM) auf Trödelmärkten oder in Antiquariaten (TIP: das Berliner Antiquariat "Treibsand" im Prenzlauer Berg) zu finden sind (mit ein wenig Geduld, versteht sich !).

Werfen wir nun einen Blick auf das Romanangebot, das sich den Zukunftsinteressierten bot:

Da gab es zunächst natürlich eine beträchtliche Anzahl von "Groschenromanen" ("Kleine Erzählerreihe" - "Das neue Abenteuer" oder die "Kleine Jugendreihe", um nur einige Beispiele zu nennen), die zu einem nicht geringen Prozentsatz auch Science-Fiction-Stories abdruckten, auf die aber an dieser Stelle nicht näher eingegangen werden soll.

Als erste SF-Publikation in der DDR kann wohl Ludwig Tureks Roman "Die goldene Kugel" gelten. Hier wurde nach dem gleichen Prinzip wie im MOSAIK der Neosserie vorgegangen: gesellschaftliche Probleme der Gegenwart werden in die Zukunft tranferiert. Diese ist einerseits als Zukunft erkennbar, bietet denen in der Gegenwart lebenden Lesern aber die Möglichkeit zu erkennen: Die Zukunft hat bereits begonnen und bei Durchsetzung einer - selbstverständlich sozialistischen - Umgestaltung der Erde werden auch die heute noch utopisch erscheinenden Details des vermittelten Zukunftsbildes wahr.

In den fünfziger Jahren erschienen in der DDR insgesamt nicht mehr als 11 SF-Romane und pro Jahr im Durchschnitt 5 bis 6 Erzählungen. Aus heutiger Sicht betrachtet kann man damit wohl getrost behaupten, daß hier ein gewaltiges ideologisch erziehendes Potential "verschenkt" wurde.

Die heute weitgehend unbekannten Titel der Romane lauteten: "Ein Stern verrät den Täter" (H. L. Fahlberg, 1955), "Heißes Metall" (K. Kunkel, 1952), "Ultrasymet bleibt geheim" (H. Vieweg, 1955) oder "Die zweite Sonne" (Vieweg, 1958). Letzter könnte vielleicht Ideengeber für oben bereits erwähntes MOSAIK vom Februar 1959 "Die neue Sonne" gewesen sein.

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Eberhardt del' Antonio, Illustrationen aus "Gigantum"


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Auf ein in den 50er Jahren erschienenes Buch möchte ich in Bezug auf das MOSAIK etwas näher eingehen.

Eberhardt del´ Antonio (geb. 1926 in Lichtenstein / Sachsen) greift in seinem 1957 erschienenen Roman "Giganten" das nun in der DDR bereits Standardthema gewordene Problem einer die Gesellschaft revolutionierenden Erfindung bzw. neuer Techniken auf und illustriert dieses durch einen breit gezeichneten gesellschaftlichen Hintergrund, spiegelt damit sehr anschaulich Wünsche, Hoffnungen und Ideale der Nachkriegszeit wider.

Von einer Welt des friedlichen und demokratischen Aufbaus ist da die Rede, deren Konflikte zwar den realen Auseinandersetzungen der Zeit nachgebildet waren, aber doch nur wenig Sorgen um den Fortbestand der neuen Gesellschaftsordnung aufkommen lassen konnten. Helden des Romans sind Wissenschaftler, die etwa um 1990 in einem längst geeinten Deutschland (!!!) einen Supertreibstoff, das nicht radioaktive Transuran Gigantum, entwickeln und zur großtechnischen Nutzung vorbereiten. Dabei werden sie durch Sabotageakte von überseeischen Spionen und mißgünstigen Kollegen behindert, kommen aber schließlich doch zum Erfolg.

Natürlich werden sich beim Lesen der letzten Zeilen die Pupillen der eifrigen und belesenen MOSAIKfans leicht geweitet haben - nicht zu übersehen sind hier Handlungsparallelen zum MOSAIK:

Das "geeinte Deutschland" del´ Antonios erscheint uns im MOSAIK selbstredend als Staatenpositivum "Republikanische Union", Dig und Dag sind zwar nicht auf der Suche nach einem Supertreibstoff, ein Supermetall mag uns aber auch als Parallele genügen, da sich sogar die Namen "Digedanium" und "Gigantum" ähneln, ist das kein Problem. Blieben da noch die überseeischen Spione und mißgünstigen Kollegen - ja, wir wissen es schon längst: Auch hier bietet MOSAIK die entsprechenden Pendants in Gestalt der Fieslinge Mac Gips und Dr. Knilch. Digedanium wie auch Gigantum gelangen zum Wohle der Menschheit beim Happy End in die Massenproduktion, denn wir wissen ja: Das Gute siegt, anything goes, usw., usf. ...

Bereits 1955 erschien der schon erwähnte Roman von Heinz Vieweg (geboren 1920 in Dresden) "Ultrasymet bleibt geheim", der von der Thematik her "Gigantum" sehr ähnelt und die These, daß die Wirtschaftsgewaltigen der DDR in den 50er Jahren an einer permanenten Spionagephobie gelitten haben müssen, einmal mehr bestätigt: Vieweg berichtet von der Erfindung des "Ultrasymet", einem mit Hilfe von Ultraschall aus in der algerischen Wüste gefundenen Kristallen verdichteten Superwerkstoff, dessen Eigenschaften denen des Stahls überlegen sind. (Digedanium, ick hör dir trapsen, wie wir Berliner sagen !) Schurkische (großneonische ??) Stahlkonzerne versuchen mit allen Mitteln, die Einführung des Werkstoffs zu verhindern und senden wahre Agentenscharen aus. So versagen Maschinen (!), brechen Mauern (warum nicht gleich Staudämme an schwarzen Flüssen ...?) zusammen, werden Menschen ermordet. Am Ende werden die Spione selbstverständlich entlarvt, und der große Zukunftsfriede bricht an. Wie gehabt.

Trotz aller ihnen aus heutiger Sicht innewohnenden Naivität stellten Eberhardt del´ Antonios und Heinz Viewegs Romane (neben "Gigantum" sind von del´ Antonio außerdem "Titanus" sowie dessen Fortsetzung "Heimkehr der Vorfahren", von Vieweg "Die zweite Sonne" bekannt geworden) die Anfänge einer eigenständigen Science-Fiction-Literatur dar. Mit ihnen wurde die Ausgangsbasis für die nun immer raschere Aufwärtsentwicklung des Genres geschaffen.

Betrachtet man rückschauend die in den 50er Jahren gerade den Kinderschuhen entwachsene SF-"Szene", so ist der Anteil, den MOSAIK an der Entwicklung des Genres hatte, um so höher einzuschätzen.

MOSAIK muß einfach für viele Leser bahnbrechend für ihre Vorstellung von der Zukunft gewesen sein.

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AUF EWIG ABGETAUCHT ?
Erwähnenswert ist an dieser Stelle wohl auch die professionelle Arbeit, welche hier von Autoren- und Zeichnerkollektiv trotz akuten Mangels an Vorbildern im eigenen Lande geleistet wurde. Dies müssen wohl auch die Verleger gewußt haben, denn Mitte der Siebziger Jahre finden wir Arbeiten von MOSAIK-Zeichnern zum Thema "Zukunft / Raumfahrt" in populärwissenschaftlichen Büchern oder entsprechenden Artikeln in Zeitschriften. Es ist für mich eine kleine Enttäuschung, daß seit Ende der Neos- / Weltraumserie es weder die Digedags noch die Abrafaxe fertiggebracht haben, einen weiteren Blick in die Zukunft zu riskieren. Vielleicht ist es eine gewisse Scheu der Autoren, mit ihren Zukunftsvisionen dereinst als irreal oder naiv zu erscheinen, aber hat denn die den alten ZUKUNFTS - MOSAIKS innewohnende Naivität nicht auch ihren ganz gewissen Zauber und Reiz ... ?