Dieser Beitrag soll die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen.
Auf dieser Seite wird die Entwicklung der Tauchapparate vom Jahre 450 v. Chr. bis zu den Unterseeboten von 1882 beleuchtet. Text- und Bildmaterial sind Zitate aus dem Buch: F. M. Feldhaus, Ruhmesblätter der Technik, Verlag Friedrich Brandstetter, Leipzig, 1910

Die Digedags und das feuchte Element. Bereits in Heft 1 stehen sie als vermeintliche Gartenzwerge unter der Fontäne des Palastteiches und zeigen auf dem Backcover eine Vorschau auf das erste Seeabenteuer. Schon im nächsten Heft sehen wir sie unter Wasser und kurz darauf entwerfen sie ihre erste Tauchausrüstung, versenken und bergen Piratenschätze. Einen technologischen Höhepunkt der Tiefseeforschung erleben wir in Heft 31 "Unternehmen Garnele". Da uns noch viele Tauchabenteuer ins Haus stehen, ist nachfolgender Beitrag den Pionieren der Tauchtechnik gewidmet.

Die Digedags und ihre Freunde schwammen, benutzten Boote oder Schiffe,  
  
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Tauchapparate

Zitat aus: F. M. Feldhaus, Ruhmesblätter der Technik, Verlag Friedrich Brandstetter, Leipzig, 1910, S. 369-383
Geschichte der Versuche, unter die Meeresoberfläche zu gelangen.
Die Geschichte der Versuche, unter die Meeresoberfläche zu gelangen, ist über 2000 Jahre alt. An dem geringen Verständnis für das Wesen der Luft jedoch hat es gelegen, daß man unter Wasser lange Jahrhunderte nicht weiter kam. Man kannte weder die Gesetze des Luftdrucks noch der Luftleere, weder die Zusammensetzung der Luft noch deren Bedeutung für den Atmungsprozeß. Bereits Herodot, der Vater der griechischen Geschichtsschreibung, berichtet uns 450 Jahre v. Chr., daß der Lazedämonier Skyllias aus Skione bei Aphetae ins Meer gestiegen sei „und nicht eher hervorgekommen, bis er bei Artemision war, also ungefähr einen Weg von 80 Stadien durch das Meer gemacht habe . . . Auf welche Art nun er von dannen gekommen, kann ich nicht mit Gewißheit sagen; wenn es aber so wahr ist, wie man erzählt, so muß ich mich sehr darüber wundern". Dieser Wasserkünstler wurde berühmt, weil er viel Gold und Silber, das die Perser bei ihrem Schiffbruch unweit Pylae verloren hatten, vom Meeresgrunde wieder hervorbrachte [1].
Noch heute sind die griechischen Perlentaucher berühmt. Es ist möglich, daß Herodot eine wahre Geschichte berichtete. Den Griechen waren nämlich gewisse Apparate, um unter Wasser zu arbeiten, nicht unbekannt, denn der große Aristoteles erzählte [2] hundert Jahre nach Herodot davon. Bei der Beschreibung der Elefanten erwähnt dir Gelehrte nämlich, daß diese Tiere mit Hilfe ihrer aufgerichteten Rüssel in tiefem Wasser atmen könnten. Dabei vergleicht er den Elefantenrüssel mit den Hilfsmitteln zum Atmen unter Wasser, deren sich die Dauertaucher bedienten. An einer andern Stelle [3] erwähnt Aristoteles eine andere Art von Tauchapparaten. Ganz klar ist die Beschreibung leider nicht, nur so viel erkennt man, daß es sich um Kessel handelt, die sich nicht mit Wasser füllen, sondern die Luft für die Taucher enthalten. Aus dem Umstande, daß Aristoteles ausdrücklich bemerkt, man dürfe die senkrechte Richtung des Kessels nicht verschieben, geht deutlich hervor, daß diese Kessel in ihrer Form einem umgestürzten Wasserglase glichen. Man kann die Schwierigkeit dieses Experiments in einer Waschschüssel versuchen, denn hält man den unteren offenen Rand des Glases im Wasser nur ein wenig schief, so entweicht sofort die Luft, und das Naß dringt in das Innere des Glases ein. Bei dem Experiment mit dem Wasserglase kann man auch noch eine andere Erscheinung beobachten, die für Unterseeversuche große Schwierigkeiten mit sich bringt. Man wird nämlich mit Leichtigkeit bemerken, daß ein wenig Wasser stets von unten in das umgestürzte Glas dringt. Daraus folgt naturgemäß, daß sich die Luft im Innern des Glases zusammenpreßt. Je tiefer wir steigen, um so größer wird der Druck werden, und so erreichen wir auch selbst mit den modernsten Hilfsmitteln schon bei 40 m eine Tiefe, in der der Druck so gewaltig ist, daß nicht das beste Material, viel weniger unsere zarte Lunge standhält.
Philon aus Byzanz kennt [4] ums Jahr 210 v. Chr. gleichfalls eine Art Taucherglocke, doch hört man nirgendwo im Altertum, wenn von Tauchern die Rede ist, etwas Besonderes über deren Geräte. Als Alexander Tyrus belagerte, schwammen die Taucher unter dem Wasser hin und rissen das Bollwerk ein, womit er den Hafen sperren wollte [5]. Livius berichtet [6] von der Verwendung der Taucher zum Heben von Schätzen, und Lucanus [7] erzählt, daß man auf den Schiffen Taucher halte, um die Anker zu lichten. Nach den Versuchen des Altertums klafft in der Geschichte der Tauchapparate eine weite Lücke. Doch in der Volkssage lebte die alte Erfahrung fort und tritt uns im 12. Jahrhundert in fröhlicher Form wieder entgegen. Schon im Mittelalter liebte man, wie heute, die unterhaltenden Heldenromane. In einem der meistgelesensten, der den Titel „Salman und Morolf" führte [8], wird ums Jahr 1190 erzählt, wie Morolf, der alle listigen Künste kannte, dem König Salman - gleichbedeutend mit dem weisen biblischen Salomon - in einem Unterseeboot entwischte. Das alte deutsche Volksbuch erzählt, wie Morolf dem Könige, der Königin und 12 heidnischen Kaplänen einen recht unartigen Streich gespielt hatte. Diesen Streich sollte Morolf mit dem Leben bezahlen, jedoch dieser hatte sich ein „schiffelîn" angefertigt, dessen lederne Wände mit Pech verdichtet waren, und auf ihm fuhr er ins Meer hinaus. Dort sang er ein Spottlied, so laut, „daz dî burg nach im erhal". Der König sandte eine Flotte aus, um Morolf zu fangen. Nun schildert uns der Dichter einen Tauchversuch, der Jahrhunderte später von dem großen Astronomen Halley erst wieder als Verbesserung aufgebracht wurde:
Nu ist vmb habet Morolff der degen
Er musz mit grossen listen
Fristen sin leben.
Da Morolff das irsach (= ersah),
Das er mit fier und czwentzig (= 24) gallenen (Galeeren)
Nu ober vmb habet was.
Er det in sine liste kunt:
an ir aller angesicht
senckt er sich nider ûff den grunt.
Ein rôre in daz schiffelîn ging,
dâ mit Morolff den âtem ving.
Morolf hatte also den Luftschlauch (ein rôre) zum Tauchapparat erfunden, und der Dichter nimmt an, daß sein Held 14 Tage lang unter Wasser bleiben konnte, weil er ja durch den Schlauch ständig frische Luft bekam. Wie ich schon sagte, hat Halley erst im Jahre 1716 den Schlauch der Tauchapparate bekannt gemacht, und doch ging er von der Volkssage unter die geheimen Künste der Kriegsbaumeister des Mittelalters über.
Oft liest man, der gelehrte Franziskanermönch Roger Baco, der wegen seines physikalischen Wissens hart verfolgt wurde, habe um die Mitte des 13. Jahrhunderts ein Tauchboot gekannt. Tatsächlich sagt Baco [9] jedoch nur: „Man kann Instrumente zum Gehen auf dem Wasser herstellen sowie zum Tauchen ohne irgendwelche Gefahr, wie Alexander der Große solche Vorrichtungen herstellen ließ."Baco meint also hier die doppelwandigen, luftgefüllten Taucherstiefel und den im damals berühmten Romane des Königs Alexander angenommenen gläsernen Tauchapparat. Dieses gläserne Gefäß findet man schon in der deutschen Sage als „Wasserhaus", und in Goethes „Faust" gaukelt Mephistopheles mit der „prächt'gen Wohnung in der ew'gen Frische" dem Kaiser gleichfalls ein solches Unterwasserfaß vor [10].

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Abb. 138. „Wie Alexander sich in einer Glastonne ins Meer senken läßt." Miniaturmalerei von etwa 1320.
Sowohl in einer Brüsseler, als in einer Berliner Handschrift des Alexanderromans sieht man eine phantasievolle Darstellung, wie Alexander in einer großen Glastonne ins Meer taucht [11].
In Abb. 138 erkennen wir das Meer mit den verschiedensten Arten von Fischen. In der Mitte des Bildes schwimmt ein großer Walfisch. Tief unten auf dem Meeresgrunde wachsen Bäume, und vierfüßige Tiere laufen nach der Meinung mittelalterlicher Schulweisheit in den Meerwäldern herum. Selbst an Menschen fehlt es, wie wir sehen, dort unten nicht. Die beiden Gestalten in der linken unteren Ecke des Bildes sind gerade damit beschäftigt, zwei Fische zu verzehren, und zahm steht ein Hund vor ihnen, um auch einen Brocken abzubekommen. Oben auf den Meereswogen schwimmt ein kleines Schifflein. Zwei Würdenträger in vollem Putz sitzen darin und halten mit bedächtigen Mienen starke Doppelseile fest, die in die Tiefe des Meeres hinabführen. Unten sind die Seile durch die Ösen einer großen Glastonne gezogen. Die Tonne hat ein besonders großes, verschließbares Loch, durch welches man in das Innere hineinsteigen kann. Wir sehen den König Alexander im prunkenden Gewand mit Zepter und Krone auf einer Bank sitzen. Damit er in der Tiefe etwas sehen kann, hängen neben ihm zwei Lampen.
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Abb. 139.
Darstellung aus dem Alexanderroman, wie sich der König in einer Glaskugel ins Meer hinabsinken läßt.

Auch in einer Handschrift der Weltchronik des Rudolf von Ems [12] aus dem Jahre 1350 sehen wir ähnliche phantastische Tauchapparate, in denen der König ins Meer hinabsteigt. In Abb. 139 hält die Königin selbst die Kette, an der die gläserne Tauchkugel befestigt ist. Hinter der Kugel erkennt man einen riesigen Fisch, und mit dem König sind sogar Tiere ins Meer hinabgetaucht. Wohl wegen der Enge des Raumes hat der Hahn sich auf den Kopf des Hundes setzen müssen. In der zweiten Abbildung (140) ist der König mit seinem Tauchgerät auf dem Meeresboden angekommen. Ein riesiger Fisch mit spitzen Ohren, kleinere Fische, eine Qualle mit menschlichem Kopf und ein Fisch mit dem Kopf eines Hundes umschwimmen das Tauchgerät mit großer Neugierde. Aber auch die den König begleitenden Tiere schauen erstaunt aus ihrem Glashaus heraus, und der Hahn hebt gar zu krähen an. Das Schiff, von dem aus der König herabgelassen wurde, ist inzwischen weiter gefahren, denn die Kette des Tauchgeräts hängt schlaff über den Meeresboden hin.
Im dritten Bilde (Abb. 141) verläßt der König auf eine ebenso merkwürdige als einfache Weise sein Glashaus: er steigt nach der naiven Darstellung des Malers aus einem schmalen Spalt der Kugel hervor und erzählt seinen erstaunten Rittern, was er dort unten in fürchterlicher Tiefe gesehen habe.
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Abb. 140.
Der König beobachtet auf dem Boden des Meeres die Fische und Meerungeheuer.
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Abb. 141. Der König entsteigt der Taucherkugel (Abb. 139-141 von etwa 1350).

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Abb. 142.
Taucherkasten, nach einem Holzschnitt von 1488.
Selbst in frühe Druckwerke ist die Darstellung vom Tauchversuch des Königs Alexander übergegangen. Abb. 142 zeigt den Tauchversuch nach einer im Jahre 1488 zu Straßburg erschienenen Druckausgabe des Alexanderromans [13]. Auch 1514 findet man eine ähnliche Darstellung in einer andern Druckausgabe des gleichen Werks. Zu unserer Abbildung sagt der gedruckte Text, der König mache den Tauchversuch: „dz ich messen vn durchgrunde wolt die tieffe des moeres. auch darin saehen vn erfaren die wilde moerwunder. Der selb gedanck ließ mich weder ruen noch rasten vn zwang mich so sere dz ich jm nit mocht widersteen." Deshalb berief der König die besten Sternseher und Geometer, die er hatte, und auch die Meister der Alchemie zu sich und bat sie, eine Truhe zu machen, durch die man hindurchsehen könne „veste vn starck dz sy nit leicht zerproche möcht werde". Das taten denn auch die Meister und machten einen Kasten, mit Eisen gebunden und mit gesalbten Ochsenhäuten überzogen. Darin waren viele Fenster wasserdicht eingesetzt, und Speise und Trank nahm der König mit sich. An einer langen eisernen Kette versenkten ihn seine treuen Ritter 30000 Klafter tief in das Meer „occeon". Dort sah er mancherart Gestalten, gebildet wie die Tiere der Erde, und Meerwunder, „die so wild waren vn sich so grausamlich stalten, dz kan ich nit gesage". In den Bilderhandschriften der mittelalterlichen Ingenieure findet man die Tauchapparate seit Anfang des 15. Jahrhunderts. Als einer der ersten beschreibt Konrad Kyeser von Eichstädt in seiner in Göttingen befindlichen Handschrift [14] vom Jahre 1405 Taucheranzüge. In einer seiner Abbildungen sieht man die Begegnung zweier Taucher auf dem Grund des Wassers. Der eine Taucher trägt einen Helm mit Glasaugen, an den sich eine lose, um den Gürtel festgeschnürte Jacke anschließt. Der andere trägt anstatt des Helmes eine Art von Lederkappe auf dem Kopf, an welche vor dem Munde ein kurzes Rohr mit einer Blase angenäht ist. In beiden Fällen soll also in dem Helm oder der Blase so viel Luft mit in die Tiefe genommen werden, wie man für die Ausführung der Arbeiten auf dem Grunde gebraucht. In einer Beischrift zu dem Bilde bemerkt Kyeser von Eichstädt, daß man sich die Jacke des ersten Taucheranzugs mit Schwämmen ausstopfen könne, damit darin die zum Atmen nötige Luft enthalten wäre. Man muß zur damaligen Zeit aber auch schon den Luftschlauch als Hilfsmittel für Taucher gekannt haben, denn in einer gleichfalls in Göttingen befindlichen, um 1420 verfaßten Abschrift von Kyesers Buch findet man Taucheranzüge mit Luftschlauch dargestellt. Da das Werk von Kyeser von Eichstädt für die militärtechnische Literatur des 15. Jahrhunderts maßgebend wurde, so wurden die Taucheranzüge, wenn auch nur als Geheimmittel der Kriegsingenieure, schnell bekannt. Tatsächlich' finden sie sich auch in den verschiedensten Formen in vielen Bilderhandschriften des 15. und 16. Jahrhunderts wieder. Es ist außerordentlich auffallend, daß der Taucheranzug im 17. Jahrhundert von neuem wieder erfunden werden mußte, zumal, wie wir gleich sehen werden, schon in Druckwerken des 15. Jahrhunderts Taucheranzüge zu finden sind. Welche Vollendung diese Apparate schon früh hatten, geht aus Abb. 143 klar hervor. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheit hat der Zeichner des Bildes zu diesem Taucheranzug keinen Text hinzugefügt [15]. Wir sehen aber deutlich den Taucher in einer Lederjacke, die an den Ärmeln dicht anschließt und um den Leib fest geschnürt ist. Die Jacke greift über den großen metallenen Taucherhelm, in den zwei Glasfenster für die Augen eingesetzt sind. An den Helm schließt sich ein nach oben führender Schlauch, der durch ein Querholz, an dem zwei Korkkugeln sitzen, über dem Wasser gehalten wird. Um die Hüfte des Tauchers ist ein Seil geschlungen, an dem der Taucher hinab- und heraufgelassen wird. An den Füßen sehen wir Lederriemen, die schwere Metallsohlen festhalten, damit der Taucher unten aufrecht stehen kann. An zwei Seilen, die mit Haken versehen sind, sind Waren angebunden, die der Taucher anscheinend auf dem Meeresboden geborgen hat. Wie wir schon vorhin hörten, findet man selbst in alten Druckwerken Taucheranzüge. In dem ältesten technologischen Druckwerk [16], das 1472 zu Verona erschien, zeichnet der Italiener Roberto Valturio einen Taucher, der unter der Wasseroberfläche mit einem Wesen, das halb Mensch, halb Fisch ist, kämpft. Eine andere Abbildung des gleichen Buches zeigt im Vordergrund ein Paar riesige Lederstiefel mit doppelten Wandungen. Durch breite Riemen werden die Stiefel an den Füßen befestigt und dann durch oben daran befindliche Schläuche mit Luft aufgeblasen. Ein Krieger mit Schwert und Lanze, der solche Wasserstiefel angezogen hat, geht in diesen Stiefeln gerade bis an die Knie im Wasser. Aus seiner Haltung kann man erkennen, daß er in den Stiefeln balanziert, um vorwärts zu kommen. Derartige Wasserstiefel sind seitdem bis in unsere Zeit hinauf immer wieder von neuem als Hilfsmittel aufgetaucht, um durchs Wasser gehen zu können. Da die Abbildungen des Valturioschen Buches vier Jahre später in der deutschen Übersetzung des römischen Kriegsschriftstellers Vegetius [17] zu Augsburg im Druck erschienen, wurden diese Tauchapparate auch in Deutschland frühzeitig bekannt.

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Abb. 143.
Taucheranzug mit Luftschlauch aus einer technischen Handschrift von 1430.
Ums Jahr 1500 beschäftigte sich Leonardo da Vinci mit Tauchapparaten [18]. Die Abb. 144 zeigt einer seiner drei Entwürfe, zu dem der Meister bemerkt: „Man hat Nutzen von diesem Instrument in dem Indischen Meer, um die Perlen herauszuziehen; und macht es von Leder mit dichten Ringen, damit das Meer es nicht schließt. Oben hält es der Begleiter mit der Barke, ihn zu erwarten. Der andere zieht die Perlen und Korallen heraus; er hat Vergrößerungsgläser aus schneeweißem Glas, und einen Brustharnisch, strotzend von großen Spitzen."
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Abb. 144.
Luftschlauch für Perlentaucher.
Nach Leonardo da Vinci. Um 1488.
Die beiden anderen Entwürfe Leonardos zeigen gleichfalls Schläuche, die vor dem Mund der Taucher befestigt sind und deren eines Ende über dem Wasser durch Kork schwimmend erhalten wird. Auch eine eigenartige Vorrichtung, um auf dem Wasser gehen zu können, hat Leonardo erdacht. Sie besteht aus zwei großen Korkschuhen und zwei, unten mit Korkplatten versehenen Spazierstöcken, auf die sich der Wasserwandler stützt. Da ihm so vier Stützpunkte aus Kork zur Verfügung stehen, kann - so meint Leonardo - der Wanderer jedesmal eine der Stützen aufheben und vorwärts setzen, um zu gehen (Abb. 148).
Den ersten bekannten Versuch, mit künstlichem Gerät unter Wasser zu arbeiten, machte im Jahre 1535 Francesco de Marchi [19], um die im Jahre 39 versunkenen römischen Prunkschiffe im Nemisee zu heben. Die hierzu benutzte Tauchglocke ist eine Erfindung des Guglielmo di Lorena. Sie scheint mit der von Aristoteles beschriebenen Tauchvorrichtung Gemeinschaft zu haben (Abb. 145). Der Tracht nach ist der Taucher ein Orientale. Er hängt in der kleinen, unten offenen Taucherglocke mit den Beinen und den Armen in eisernen Bügeln.Vor dem Gesicht hat er ein Glasfenster in der Glockenwandung, und die Hände kann er aus dem offenen Boden der Glocke heraus frei bewegen. Durch das Gewicht seines Körpers ist die Glocke verhindert, umzukippen und sich zu entleeren.
Zwei griechische Taucher führten Kaiser Karl V. im Jahre 1538 auf dem Tajo bei Toledo eine Taucherglocke vor. 10000 Menschen waren bei dem Versuch zugegen. Taisnier, der Pagenlehrer des Kaisers, beschreibt uns später den Versuch [20]: „Sie nahmen einen Kessel von großer Weite, und nachdem sie ihn mit der Mündung nach unten an Seilen aufgehangen hatten, befestigten sie mitten in dem hohlen Kessel einen Balken mit Brettern, auf welche sie sich mit dem Feuer begaben.
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Abb. 145.
Taucherglocke zur Hebung der Schiffe im Nemisee. 1535.
Durch ringsum angebrachte Bleistücke von gleicher Schwere brachten sie den Rand des Kessels ins Gleichgewicht. Wenn der so vorbereitete Kessel entsprechend langsam in das Wasser herabgelassen wird, bleiben die eingeschlossenen Menschen hier inmitten des Wassers vollständig trocken . . . wenn aber der Kessel zu richtiger Zeit langsam herausgezogen wird, sind die Menschen trocken und das Feuer unbeschädigt."

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Abb. 146.
Taucherglocke, Taucheranzug und Schlauchkonstruktion von Lorini.
1597.
Im Jahre 1597 veröffentlichte der italienische Ingenieur Lorini in seinem zu Venedig erschienenen kriegstechnischen Werk zwei interessante Entwürfe: „Wie man Mauern unter Wasser fundamentiert oder einen Hafendamm auf dem Meeresgrunde erbaut." Lorini sagt [21]: „Da man solche Bauwerke mit besonderer Sorgfalt fundamentieren muß, so ist zunächst darauf zu achten, daß die Quadersteine sich unten wohl abgeglichen aneinandersetzen und soviel wie möglich in Verband kommen. Zu diesem Zwecke schickt man einen Mann hinab, der sie in der angegebenen Weise ordnet. Man macht nämlich aus sehr starkem Holze eine mit eisernen Reifen beschlagene Bütte, oder einen Bottich, welcher mit dem Boden nach oben und mit der Mündung nach unten gerichtet und mit einem so großen Gewichte beschwert wird, daß dieses ihn unter Wasser hält. Oben wird er an ein Seil gehängt, welches unten (das heißt zunächst über dem Bottich) über eine Rolle läuft. Mit seiner Mündung bleibt er etwa 3 Fuß von einem Steine entfernt, auf welchem der Mann stehen und mit einem Eisenstäbchen jeden Quaderstein dirigieren kann, während er mit einem Teile seines Körpers und hauptsächlich mit dem Kopfe in dem genannten Bottiche steht, dessen innerer Raum voll Luft ist, wie wir es im fünfzehnten Kapitel des fünften Buches näher angeben werden." In diesem Kapitel wird gesagt: „Bei allen Arbeitsprozessen besteht die höchste Vervollkommnung darin, sie mit Leichtigkeit so ausführen zu können, daß sie die Vorteile bringen, welche dabei bezweckt werden. Die genannten Vorrichtungen, um sich unter Wasser aufhalten zu können, muß man, obgleich ihre Ausführung schwierig erscheinen könnte, daher sehr hoch schätzen, weil man durch Erfahrung weiß, welche Leichtigkeit und Sicherheit des Arbeitens durch sie herbeigeführt werden kann. Sie leisten sehr schätzbare Dienste, wenn es sich darum handelt, Geschütze oder andere Gegenstände, welche sich auf Schiffen oder anderen Fahrzeugen befanden, aus dem Meere zu fischen. Auch kann man mit ihrer Hilfe solche Fahrzeuge mit Tauen verbinden, um sie herauszuziehen. Überdies gewähren sie großen Nutzen bei der Korallenfischerei. Was die Herstellung solcher Apparate, und zwar zunächst die größeren (Abb. 146), betrifft, so macht man einen länglich viereckigen Kasten aus besten Bohlen, im Lichten 1½ Ellen breit, 2 Ellen (gleich 116 cm) hoch und lang. Derselbe muß so zusammengefügt und mit Eisen gebunden werden, daß auf keine Weise Wasser hinein dringen, oder besser gesagt, daß auf keine Weise Luft entweichen kann, welche darin eingeschlossen wird, wenn man ihn mit nach unten gekehrter Mündung herabläßt. Hierbei wird er durch ein Gewicht (A) herabgezogen, wovon wir annehmen, daß es aus einem genügend schweren Steine bestehe, welcher daran aufgehängt ist, oder besser gesagt, welcher den genannten Apparat durch die eisernen Bänder an allen Seiten herabzieht. Oben in der Mitte, wo die Bänder sich kreuzen, wird eine Flasche mit einer Rolle befestigt, in welche sich ein Seil einlegt, dessen eines Ende an der Seitenwand eines Schiffes befestigt ist, während man mit dem anderen den Apparat nach Bedürfnis auf den Grund des Wassers herabläßt, oder ihn aufzieht. Die Höhe (B K) ist so zu wählen, daß ein Mann, welcher in dem Apparate ist, durch die Fensterchen (J H), in welche Gläser eingesetzt sind, herausschauen und wieder in das Innere, wo das Wasser die Höhe (L K) nicht übersteigt, zurückkehren kann. Der zweite Apparat (Abb. 146) wird aus einem ledernen Schlauche (0 R) hergestellt, welcher im Innern mit eisernen Ringen und Längsstäben armiert ist, wie man aus (H G) ersieht. Dieser Schlauch muß so lang sein, wie das Wasser tief ist. Es wird durch ein umgewickeltes Seil an die Stange (P R) gebunden, an deren unterem Ende (R) der starke eiserne Bügel (R S) und das Gewicht (S) von Blei oder Stein befestigt sind. Darauf sitzt rittlings der Mann, mit einer Jacke aus Ziegenfell bekleidet, wie man es gebraucht, um Ölschläuche daraus zu machen. Diese Jacke muß mit Ärmeln versehen sein, wie ein Panzerhemd, und muß an den Verbandstellen eng und wohl angepaßt sein, so daß kein Wasser eindringen kann, wenn man den Kopf in den leeren Raum unter dem Schlauche steckt, in welchem Glasscheiben angebracht sind, die das Licht einfallen lassen. Und da er die Arme frei hat, kann er jede beliebige Arbeit verrichten. Auch kann er sich durch Sprechen mit denjenigen, welche sich oben bei der Mündung (OP) befinden, nach Belieben verständigen, während er durch das Seil (P T V), welches um die in der Öse (ST) gelagerte Rolle geschlungen ist, getragen wird. Dies ist längs der Stange bei (Y Y) geführt, und da das Ende (P) desselben an einer Segelstange der Barke gebunden ist, kann man mit dem anderen (V) den Mann mit dem Apparate nach Bedürfnis herablassen und aufziehen."
Eigenartig, und erst weit später wiedererfunden ist der von innen versteifte, also gegen äußeren Druck geschützte Schlauch des Lorinischen Apparates.
Die Lorinische Konstruktion der Taucherglocke ist sehr gut durchdacht, aber man kann nicht behaupten, daß die Taucherglocken des 17. und 18. Jahrhunderts sich an ein solch gutes Vorbild angelehnt hätten. Meist benutzte man Gefäße in Faß- oder Glockenform, die unten offen waren (siehe Abb. 147).
Francis Bacon [22] und Franz Keßler [23], letzterer ein Maler aus Wetzlar, die beide zu Anfang des 17. Jahrhunderts als Erfinder der Taucherglocke genannt sind, können nur als Berichterstatter in Frage kommen. Von den Erfolgen mit der Taucherglocke hört man in früheren Zeiten verhältnismäßig wenig. Am berühmtesten wurde ihre Anwendung bei dem Versuch, aus, den Schiffen der im Jahre 1588 gesunkenen spanischen Armada bei Mull im Jahre 1665 Schätze zu heben [24]. Doch man brachte nur einige Geschützrohre aus der Meerestiefe heraus, und die Kosten dieses Versuches standen in keinem Verhältnis zu dem Erfolg. In England wurde ein Taucher, der Sohn eines Grobschmieds, geadelt, weil es ihm nach langen Mühen gelungen war, aus einem gesunkenen spanischen Schiff im Jahre 1687 Schätze im Werte von 300000 Pfund Sterling zu heben [25].
Gegen Ende des 17. Jahrhunderts, da man sich um die Ausgestaltung der Taucherglocken zu Taucherschiffen bemühte, und so zu den in einem unserer nächsten Kapitel zu besprechenden Unterseebooten kam, wurde auch die Atmungsvorrichtung der Tauchapparate wesentlich verbessert. Wie so oft in der Geschichte, kam diese Erfindung durch eine aufmerksame Naturbeobachtung zustande. Der Italiener Borelli, der im Jahre 1679 eine bahnbrechende und erschöpfende Theorie der Körperbewegung der Tiere gab [26] und die ersten wissenschaftlichen Untersuchungen über das Schwimmen veröffentlichte, wandte seine Beobachtungen über die Atembewegung der Fische auf die Tauchapparate an. Er brachte nämlich einen besonderen Schlauch zum Ausatmen der verbrauchten Luft an, so daß der Taucher durch einen Schlauch einatmete und durch den andern Schlauch ausatmete. Eine Verbindung von Taucherglocken und Taucheranzug gab der große Astronom Halley im Jahre 1716 an [27]. Wir sehen in der Abbildung 147 eine große Taucherglocke aus Holz, unter der ein schwerer Eisenring an Stangen befestigt ist. In der Taucherglocke, die natürlich unten offen ist, ist ringsum eine Bank angebracht, auf die sich die Taucher setzen können. Sind sie auf dem Boden des Meeres angelangt, dann verläßt ein Taucher mittels des Taucherhelms die Glocke, um frei arbeiten zu können. Seine frische Luft erhält er durch einen Schlauch, der in die Taucherglocke führt. Halley ließ sich mit vier Gefährten in diesem Apparat ins Meer hinab, wo man in 15 m Tiefe sich 1½ Stunden aufhalten konnte. Als der englische Ingenieur John Smeaton 1778 den schwierigen Bau des Hafens von Ramsgate ausführte, verwandte er die Halleysche Taucherglocke in einer wesentlich verbesserten Form. Zunächst machte er die Glocke selbst aus Gußeisen und schaffte die frische Luft durch eine Pumpe in den Taucherhelm [28].

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Abb. 147.
Taucherglocken. Links oben nach Valentinus, 1714. Die andere Darstellung nach Halles, 1716.

Zu Anfang des 19. Jahrhunderts waren die verschiedensten Arten von Tauchapparaten in Gebrauch, bis die englische Taucherfirma Siebe 1837 endgültig den geschlossenen Taucheranzug einführte. Der sogenannte offene Taucherhelm - also nichts anderes als eine kleine, über den Kopf gestülpte Taucherglocke - war damit abgetan. Trotz der vielen Verbesserungen, die man ständig an Taucherapparaten vorgenommen hat, ist das Tauchen heute noch mit großer Gefahr verknüpft. Von hundert Tauchern stirbt jährlich mehr als ein Taucher unter dem Wasser. Die höchste, sicher erreichte Tiefe wurde von einem Taucher des Nordischen Bergungsvereins in Hamburg in den spanischen Gewässern erreicht, nämlich eine Tiefe von 48 m.

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Abb. 148.
Laufvorrichtung zum Überschreiten von Wasser, nach Leonardo da Vinci.
Ein englischer Taucher, der sich bis zu 63 m wagte, kam nicht mehr lebend an die Oberfläche. Der Tauchertod tritt dadurch ein, daß der Sauerstoff bei zu großem Druck eine Spannung erreicht, die den Stoffwechsel im Blute lähmt und krampfartige Erscheinungen veranlaßt. Jenseits der bisher erreichten Meerestiefen ruhen aber noch ungeheure Schätze, namentlich Perlen, Edelkorallen und kostbare Schiffladungen. Wollen wir - und wir müssen es ja schon, um die Tiefsee der Wissenschaft zu erschließen - in große Meerestiefen hinabgelangen, dann kann uns nicht mehr der Tauchapparat helfen, sondern wir müssen uns des Unterseebootes bedienen, in dem wir uns unter natürlichen Druckverhältnissen der Luft bewegen können.
  

Schiffe
(Auszug)
Zitat aus: F. M. Feldhaus, Ruhmesblätter der Technik, Verlag Friedrich Brandstetter, Leipzig, 1910, S. 418-421
Zum Schluß noch einiges über die Unterseeboote.
 
.... Zum Schluß ist nur noch einiges über die Unterseeboote hier zu sagen. In der Valturio-Handschrift [35] der Dresdener Bibliothek sieht man aus dem Jahre 1460 sogar das unterseeische Schiff abgebildet, dessen Darstellung gleichfalls wieder in dem ältesten gedruckten Kriegsbuche vorkommt (Abb. 164). Einmal ist die Darstellung geschlossen, das andere Mal geöffnet gegeben. Durch Kurbeln, die man sich im Innern des Bootes liegend zu denken hat, sollen Schaufelräder umgedreht werden, um das Schiff fortzubewegen.

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Abb. 164.
Valturios Entwurf eines Unterseebootes von 1472. (Oben geöffnet unten geschlossen.)
Auch in den Druckausgaben „der geschicht des großen allexanders" sieht man wieder den Unterseeversuch abgebildet (Abb. 142). Ob zwischen diesen frühen bildlichen Darstellungen phantastischer Tauchgefäße und den bald nachher vorkommenden tatsächlichen Verwendungen von Tauchapparaten Beziehungen bestehen, läßt sich nicht feststellen, die Geschichte der Technik jener Zeiten ist noch. nicht aus den Quellen geschöpft.

Das Verdienst, zuerst ein Boot unter Wasser versucht zu haben, gebührt dem niederländischen Physiker Cornelius Drebbel, der sich durch viele Erfindungen berühmt. machte. Drebbel hatte sich mit der Konstruktion von Torpedos beschäftigt und wollte diese Sprengkörper unvermerkt unterhalb der Wasserlinie an ein Schiff anbringen. Er versuchte deshalb im Jahre 1624 auf der Themse bei London in aller Stille ein von ihm erfundenes Unterwasserboot und fuhr darin zwei Meilen weit von Westminster bis Greenwich unter der Oberfläche. Die Bewegung geschah durch Ruder, das Senken durch Einlassen von Wasser in besondere Hohlräume, das Heben durch Fallenlassen von Gewichten. In der Wandung saßen in dichten Fütterungen verschiedene Bohrer, um. Schiffe anzubohren, sowie lange Stangen, sogenannte Spieren, mit denen man Sprengkörper gegen die Schiffswandungen brachte. Von Borelli (1650), Fournier und Mersenne (1653) und anderen wurden bald nachher solche Versuche wiederholt, doch erst der geniale Papin, der Erfinder der Dampfmaschine, erzielte ein brauchbares System eines Unterwasserbootes [36]. Wir kennen dieses eingehend aus einem am 16. August 1691 an Huygens, den großen französischen Physiker, gerichteten Brief. Uni die Luft in seinem Schiffe zu erneuern, führte Papin eine lederne Röhre, die von einem Holz getragen wurde, zur Oberfläche hinauf und erfand den heute allgemein verwendeten Zentrifugalventilator. Außer dem verschlossenen Einsteigschachte besaß das Papinsche Boot noch besonders abgedichtete Öffnungen, um Sprenggeschosse an feindlichen Schiffen anzubringen. Leider wurde das Tauchschiff stark beschädigt, als es an einem baufälligen Kran in die Fulda hinabgelassen werden sollte. Der Landgraf von Kassel gab nochmals neue Mittel her, und es gelang Papin, ein zweites Unterwasserboot zu bauen, mit dem er sich im Mai 1692 unter den Spiegel der Fulda hinabließ. Dieser Versuch gelang vollständig, doch was sollte man damals im abgeschlossenen Hessenlande mit einem Unterwasserboot beginnen?
In der Bibliothek der Stockholmer militärischen Gesellschaft befindet sich eine Handschrift mit militärisch-technischen Plänen und Skizzen. Die Schrift ist von einem gewissen Elving verfaßt und dem Feldmarschall und Reichsrat Grafen von Horn zugeeignet, sie scheint aus den sechziger Jahren des 18. Jahrhunderts zu stammen. In der Handschrift befindet sich die Zeichnung eines Unterseebootes mit dazu gehörendem Text. Das Boot zeigt die Form eines Fisches. Auf seinem Verdeck sitzt ein Mann mit einer Neptunsgabel; mit dieser soll er das Boot von festen Gegenständen abstoßen; er trägt Lederkleidung und halbrunde Augengläser; im Munde hat er eine Röhre zum Luftschöpfen. Die übrige Besatzung soll sich im Innern des Bootes befinden; durch vier halbrunde Kristallgläser kann der Mann in das Innere des Bootes hineinsehen; letzteres wird mit eisernen Rudern in Lederüberzügen fortbewegt; diese Ruder klappen auf und zu, um das Wasser beiseite zu schieben. Unklarer scheint dabei allerdings, wie der auf dem Verdeck sitzende Mann die Befehle erteilen soll, wenn er durch ein Rohr Atem schöpfen muß; dennoch ist der Entwurf interessant und lehrreich.
Eines der ersten Todesopfer der Unterseeschiffahrt war der Engländer Day [37]. Er hatte sich bereits einmal mit einem Schiff 10 m tief unter Wasser gesenkt, war dort 24 Stunden geblieben und dann wieder durch eigene Hilfe an die Oberfläche gekommen. Im November 1773 ging er eine Wette ein, in einem neuen Schiff ebenso lange 400 m tief unterzutauchen. Er hatte gut eine unmögliche Tauchtiefe von 400 in angeben, wer wollte ihm nachfolgen? Im März 1774 versuchte Day sich mit seinem Schiff im Catwater. Er nahm drei Pfähle, einen weißen, roten und schwarzen, mit sich, um durch Heraufsendung derselben über die Oberfläche des Wassers seinen Zustand zu erkennen zu geben. Der weiße Ankerpfahl sollte sein gutes, der rote sein mittelmäßiges, der schwarze aber sein schlechtes Befinden anzeigen. Es erschien aber gar kein Ankerpfahl. Deshalb wurden Days Freunde unruhig, und sie ersuchten den Kapitän der naheliegenden Fregatte „Orpheus" um Beihilfe; man wandte auch alle Mittel an, das Schiff emporzubringen, man brachte es einmal. wirklich fünf Faden hoch herauf, aber es brachen alle Werkzeuge und Day war verloren, weil er sich an einem Orte versenkt hatte, wo die Felsen wenigstens 60 Fuß hoch waren, daher man vermutet, sein Schiff sei zwischen die Felsen geraten. Übrigens wird durchgehends dafür gesprochen, daß der Entwurf des unglücklichen Day nicht unmöglich sein würde, wenn er nur nicht die schlimmste Gegend in der See dazu gewählt hätte.
Im Jahre 1776 machte der Amerikaner David Bushnell den ersten Angriff mit einem Unterwasserfahrzeuge gegen das englische Linienschiff „Eagle", jedoch ohne wesentlichen Erfolg. Der erste größere Aufenthalt in einem solchen Fahrzeuge gelang am 17. August 1801 dem amerikanischen Erfinder Robert Fulton, indem er in seinem „Nautilus" fünf Stunden unter Wasser blieb.
Deutschlands erstes Unterseeboot wurde im Jahre 1849 von dem Ingenieur Wilhelm Bauer konstruiert [38]. Seine Triebmaschine war ein Paar Treträder. Die Botlänge betrug 8 m, die Breite 1,85 m, die Höhe vorn 2,7 m, so daß der Rauminhalt 35 t war. Bei der Probefahrt 1850 versank es im Kieler Hafen, wurde. erst nach 27 Jahren gehoben und steht heute im Berliner Museum für Meereskunde. Seitdem sind fast unzählbar viele Unterseeboote geplant, erbaut und versucht worden [39], und neuerdings betreiben die verschiedenen Marinen die Ausgestaltung ihrer unterseeischen Flotten mit Geheimnis und mit Eifer. Seit am 17. Februar 1864 vor Charleston zum erstenmal ein Kriegsschiff, der „Housatinic", durch das Sprenggeschoß eines Unterseebootes sank, sind, trotz der großen Anzahl von Versuchen, dennoch wenig Erfolge mit Unterseebooten erzielt worden. Wie weit die Verständnislosigkeit den Bemühungen gegenüber, unter Wasser einen Weg zu finden, ging, beweist die amtlich verfügte Konfiszierung des Unterseebootes von Johnson im Jahre 1805. Erst seit dem Auftreten des schwedischen Ingenieurs Thorsten Nordenfelt im Jahre 1882 beginnt die neuere Geschichte der Unterseeboote. Und doch merkwürdig, Nordenfelt griff unbewußt wieder auf die Form des Schiffskörpers zurück, den wir in Abb. 164 im 15. Jahrhundert sahen.
Das erste deutsche Unterseeboot "U I" besitzt eine Wasserverdrängung von 240 t und eine Gesamtlänge von 42 m. Die Kraft zur Fortbewegung des Bootes wird über Wasser von einer 200 PS leistenden Gasmaschine und unter Wasser von einer mittschiffs eingebauten Akkumulatorenbatterie in Verbindung mit einem Elektromotor geliefert. Um Explosionen und Vergiftungen zu vermeiden, wird der Betriebsstoff der Gasmaschine in Behältern mitgeführt, die außenbords liegen. Die einmalige Füllung dieser Behälter genügt für einen Aktionsradius von 1000 Seemeilen bei Überwasserfahrt. Beide Maschinen, sowohl für Gas wie für Elektrizität, können gleichzeitig in Betrieb gesetzt werden; unter Wasser arbeitet naturgemäß der Elektromotor allein, und zwar vermag er drei Stunden lang mit dem Akkumulatorenstrom dem Fahrzeug eine Höchstgeschwindigkeit von neun Knoten zu erteilen. Die normale Tauchtiefe ist bei diesem Fahrzeug auf etwa 37 m festgesetzt. Um das Untertauchen und das Unterwasserbleiben zu regulieren, wird Wasserballast eingelassen respektive durch Pumpen entfernt. Hand in Hand mit dieser Änderung im spezifischen Gewicht des Fahrzeuges arbeiten dann die beiden Horizontalruder. Fährt das Boot an der Oberfläche, so entlasten es elektrisch betriebene Ventilatoren, ist es untergetaucht, so wird die Luft ständig aus dem Bootsinnern angesaugt und durch Reiniger gedrückt, die sie von ihrem Gehalte an Kohlensäure befreien. Diese Reiniger ermöglichen eine längste Tauchdauer von 24 Stunden, falls die vorschriftsmäßige Besatzung von 10 Mann an Bord ist. Der mittschiffs das Boot überragende Beobachtungsturm ist gepanzert und so geräumig, daß außer dem Befehlshaber auch der Navigationsoffizier in ihm Platz findet. Er ist mit zwei Periskopen ausgerüstet, deren Teleskoprohr so lang bemessen ist, daß bei ihrer Anwendung das Boot eine solche Tauchtiefe einhalten kann, daß es der feindlichen Artilleriewirkung vollständig entrückt ist. Auch der Sehwinkel dieser beiden Periskope, der je 50° in der waagerechten und senkrechten Ebene beträgt, begünstigt eine schnelle und sichere Navigierung. Naturgemäß wird diese bei windigem Wetter und bewegter See sehr erschwert. Seinem Charakter als Unterseeboot entsprechend, ist das Boot ausschließlich mit Torpedoarmierung versehen. Es hat drei 45 cm-Torpedos an Bohl, von denen einer stets im Ausstoßrohre zum Abfeuern bereit ist. Naturgemäß können diese Angaben auf große Genauigkeit keinen Anspruch machen, sie werden sich aber im großen und ganzen mit den tatsächlichen Verhältnissen decken. Über die neueren Modelle sind zurzeit nur sehr spärliche Angaben an die Öffentlichkeit gedrungen.
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