Auszüge aus veröffentlichter Sekundärliteratur zum Mosaik von Hannes Hegen . Diese Zitate sollen die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen. Der Text wurde Printmedien entnommen, Flüchtigkeits- und Übertragungsfehler bitte ich unkommentiert zu entschuldigen. Hier geht es zur Hauptseite: www.mosafilm.de
Zitat aus: Petra Kock, Das Mosaik von Hannes Hegen, Entstehung und Charakteristika einer ostdeutschen Bildgeschichte, Logos Verlag Berlin, 1999, S. 114-115

Der Versuch, das MOSAIK VON HANNES HEGEN von einem Abenteuerheft in eine Zeitschrift umzuwandeln: 1957 bis 1959/60
Hintergründe - Einleitung


Das MOSAIK von HANNES HEGEN erschien ab 1960 nicht mehr im Buchverlag „Neues Leben", sondern im Zeitschriftenverlag „Junge Welt". Dieser Verlagswechsel verweist auf mehr als „lediglich organisatorische Gründe", die nach Lothar Dräger darin bestanden, daß der Verlag „Neues Leben" „im Rahmen einer damals vorgenommenen Profilierung der Verlage [...] den Charakter eines reinen Buchverlages" erhielt [1]. Auch wenn der Verlag „Neues Leben" die Aufkündigung des Vertrages mit Johannes Hegenbarth hinsichtlich der Erwähnung des Wortes „Profilierung" ähnlich begründete,

  • „Die Ursachen für die Kündigung liegen nicht in der künstlerischen Qualität des Mosaik Kollektives, es gibt aber unsererseits Überlegungen zur stärkeren Profilierung [Hervorh. von mir, P.K.] des Verlages Neues Leben. Die Klärung dieser Angelegenheit erfolgt in nächster Zeit, wir werden uns dann mit Ihnen in Verbindung setzen." [2]

erscheint diese Begründung unzutreffend, bedenkt man, daß der FDJ-Verlag „Neues Leben" bereits 1951 mit der Gründung des Zeitungs- und Zeitschriftenverlages der FDJ „Junge Welt" zum Jugendbuchverlag umprofiliert wurde. Eher ist davon auszugehen [3], daß man sich entschieden hatte, das MOSAIK von HANNES HEGEN nicht als Abenteuerheft in Form einer Bildergeschichte - was ebensogut möglich gewesen wäre [4] - sondern als Zeitschrift zu betrachten [5]. Der Verlagswechsel fällt daher als logische Konsequenz dieser Entscheidung nicht zufällig in einen Zeitraum, in dem das MOSAIK VON HANNES HEGEN formale, vor allem aber gravierende inhaltliche Veränderungen erfuhr.
1957 wurde die laufende Römer-Serie zugunsten einer neuen, den Erfordernissen der Gegenwart entsprechenderen Serie, der Weltraum-Serie, abgebrochen. Mit Beginn der Weltraum-Serie wurde auch eine Beilage produziert: Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben. Die Rückseite sowie bis zu vier Innenseiten des MOSAIK VON HANNES HEGEN wurden zur populärwissenschaftlichen Aufklärung benutzt. Ab Heftnummer 36 (November 1959) übernimmt die fiktive Figur LEXI die Aufklärung. Damit verselbständigten sich diese Seiten, die zuvor ohnehin nur über die erklärenden Figuren mit der eigentlichen Geschichte in Verbindung standen, noch stärker.
Die Veränderungen im MOSAIK von HANNES HEGEN, hier wurden zunächst nur grob die augenscheinlichsten angedeutet, sind ebenso wie der Verlagswechsel Ausdruck der Umorientierung des MOSAIK von HANNES HEGEN von einem Abenteuer-Heft zu einer Zeitschrift. In der heutigen, rückblickenden Betrachtung scheinen die Veränderungen im MOSAIK von HANNES HEGEN den Verlagswechsel vorbereitet zu haben.
Abgesehen von der einstimmigen Aussage einiger Redaktionsmitglieder [6], die Weltraum-Serie sei gegen den Willen der Redaktion und mit massivem Druck durch den damaligen Chefredakteur angeordnet worden, konnten keine Belege gefunden werden, aus denen die Umorientierung des MOSAIK VON HANNES HEGEN durch konkrete Weisungen oder Beschlüsse hervorgeht.
Es liegt jedoch nahe, die Beweggründe dieser Umorientierung in der politischen Situation der DDR in der zweiten Hälfte der 50er Jahre zu suchen, da die politischen Entscheidungen dieses Zeitraumes unmittelbare Konsequenzen in allen öffentlichen Lebensbereichen der DDR hatten.

[1] Dräger (1990: 111). Auch Lettkemann/Scholz (1994: 35) geben an, das MOSAIK VON HANNES HEGEN sei im Zuge einer staatlichen Umprofilierung des Verlagswesens zum Zeitungs- und Zeitschriftenverlag „Junge Welt" gewechselt, ohne dies genauer zu belegen. Sie fügen hinzu, daß der Verlag „Junge Welt" einen beträchtlichen Gewinn mit dem MOSAIK VON HANNES HEGEN erwarten konnte. Ob dies eine Erklärung für den Verlagswechsel darstellt, wird nicht explizit ausgesagt, wirft aber die Frage des Verlagswechsels nochmals aus der Blickrichtung auf, warum sich der Verlag „Neues Leben" diesen Gewinn entgehen ließ.

[2] Kündigungsschreiben des Verlages „Neues Leben" an Johannes Hegenbarth vom 29. Juni 1959. VNL, Akte MOSAIK.

[3] Es ist nicht möglich, die Gründe für den Verlagswechsel exakt zu belegen, da außer dem Kündigungsschreiben keine Dokumente zu dieser Entscheidung zu finden waren.

[4] Vgl. Kap. 2.1.3. (Kock, S. 101-105)

[5] Von Belang könnte aber auch die Tatsache gewesen sein, daß es seit der Anordnung der Weltraum-Serie große Auseinandersetzungen zwischen dem Verlag, in Person des Chefredakteurs Dornhof, und Johannes Hegenbarth gab.

[6] Mein Gespräch mit der Redaktion und Dräger (1990: 103).

Fortsetzung