Auszüge aus veröffentlichter Sekundärliteratur zum Mosaik von Hannes Hegen . Diese Zitate sollen die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen. Der Text wurde Printmedien entnommen, Flüchtigkeits- und Übertragungsfehler bitte ich unkommentiert zu entschuldigen. Hier geht es zur Hauptseite: www.mosafilm.de
Zitat aus: Petra Kock, Das Mosaik von Hannes Hegen, Entstehung und Charakteristika einer ostdeutschen Bildgeschichte, Logos Verlag Berlin, 1999, S. 119-123

Der Versuch, das MOSAIK VON HANNES HEGEN von einem Abenteuerheft in eine Zeitschrift umzuwandeln: 1957 bis 1959/60
Hintergründe - Die Ökonomische Offensive


Anderthalb Jahre nach der 30. Tagung wurde die Ideologische Offensive durch einen ökonomischen „Kampfauftrag" ergänzt. Der V. Parteitag der SED vom 10. bis 16. Juli 1958 konstatierte den Sieg des Sozialismus und beschloß, die Überlegenheit über das westdeutsche imperialistische System zu beweisen [23]. Als wirtschaftliche „Hauptaufgabe" der DDR nahm man sich vor, „bis 1961 [...) den Pro-Kopf-Verbrauch Westdeutschlands bei den Nahrungsmitteln und den wichtigsten industriellen Konsumgütern zu erreichen und zu übertreffen" [24]. Dies bedeutete eine weitere Abgrenzung gegenüber Westdeutschland und damit die Verschärfung des Kalten Krieges von ostdeutscher Seite [25].
Die Propagierung der sozialistischen Ideologie wurde im Zuge des V. Parteitags mit der Ausrichtung aller Lebensbereiche auf die Erfüllung der „Hauptaufgabe" ergänzt.
Besondere Aufmerksamkeit galt der Jugend, „den Bauherren von morgen" [26]. Bereits im Vorfeld des V. Parteitags wurden auf dem 4. Plenum des ZK der SED am 24./25. April 1958 der Aufbau einer sozialistischen Schule und die Einführung der polytechnischen Schulbildung beraten [27]. Auf der „Schulkonferenz", der 4. Tagung des ZK der SED vom 15. bis 17. Januar 1959, wurden dann das Einheitliche Sozialistische Bildungssystem und die Einführung der zehnklassigen, polytechnischen Schulbildung beschlossen [28]. Im Dezember 1959 wurde das „Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR" erlassen. In Anwendung des auf dem V. Parteitag erhobenen Postulates, Arbeit sei das Kernstück der sozialistischen Moral, galt der Unterrichtstag in der Produktion, der ab dem 1. September 1959 für die Klassen 7 bis 12 eingeführt wurde, als wichtigster Teil des sozialistischen Bildungssystems [29].
  • „Der Sieg des Sozialismus erfordert in erster Linie eine höhere Arbeitsproduktivität als im Kapitalismus. Die Verbindung von Unterricht und Produktion durch die polytechnische Bildung ist die Grundlage der Erziehung zum sozialistischen Menschen." [30]

Über Patenbrigaden, die ab 1958/59 zwischen Schulklassen und Betrieben entstanden, wurde direkte Beziehung zur Arbeiterklasse geknüpft [31]. Ein Grundgedanke des neuen Bildungssystems war auch die Überwindung der Trennung zwischen Bildung und Arbeit, die bisher noch bestand und nun als Ausdruck des Revisionismus betrachtet wurde [32]. Dementsprechend erhob die PO die gesellschaftlich nützliche Arbeit zur höchsten Form der Pioniererziehung [33].

  • „Die gesellschaftlich nützliche Arbeit ist die höchste Form der erzieherischen Einflußnahme der Pionierorganisation auf unsere Kinder, da sie die Möglichkeit in sich einschließt, unsere Pioniere in den Aufbau des Sozialismus einzubeziehen, die Verbindung von Erziehung und sozialistischer Wirklichkeit herzustellen und elementare Erkenntnisse der sozialistischen Weltanschauung zu vermitteln." [34]

Bei der Erziehung zur sozialistischen Arbeitsmoral als wichtige Grundlage der sozialistischen Lebensweise lag die Hauptrichtung in der naturwissenschaftlich-technischen Arbeit, denn es waren alle Kräfte nötig, um die gestellte ökonomische „Hauptaufgabe" zu bewältigen [35].

  • „Im Fachunterricht muß eine höhere Qualität erreicht werden. Für den sozialistischen Aufbau sind Mathematik und Naturwissenschaft von großer Bedeutung. Die Überzahl der Berufe erfordert eine solche Bildung. [...] Es ist deshalb notwendig, daß in der sozialistischen Schule der Umfang und die Qualität des mathematisch-naturwissenschaftlichen Unterrichts erhöht und zugleich in allen diesen Fächern die Grundlagen der wissenschaftlichen Weltanschauung vermittelt werden." [36]

Die einseitige Festlegung der sozialistischen Bildung auf Naturwissenschaft und Technik bestimmte die Schulbildung in der DDR bis zu ihrem Ende. Damit zusammen hing die Vernachlässigung der musischen Bildung, was bereits mit Beginn der Entwicklung der polytechnischen sozialistischen Schule angemerkt wurde. Diese Bedenken erklärten die Thesen des ZK der SED „über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR" sowie die Erläuterung zum „Gesetz über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens der DDR" für nichtig:

  • „Die neuen Erlebnisinhalte, die durch den polytechnischen Unterricht entstehen, sind auch für die musische Erziehung von großer Bedeutung. Der gesamte Unterricht der polytechnischen Schule muß auf verschiedene Weise mit musischer Erziehung durchdrungen werden." [37]

Die Medien der DDR hatten die Erfüllung der „Hauptaufgabe" ideell zu unterstützen. Die Presseorgane wandten sich verstärkt naturwissenschaftlich-technischen Themen zu. Dabei ging es neben der Mobilisierung aller Kräfte zur Erfüllung der ökonomischen „Hauptaufgabe" vor allem um die Propagierung der ökonomischen Stärke der sozialistischen Länder, insbesondere der Sowjetunion und der DDR [38].
Die ersten Erfolge der „ruhmreichen" Sowjetunion bei der Eroberung des Weltalls durch den erfolgreichen Start eines künstlichen Satelliten am 4. Oktober 1957 waren der spektakulärste Beweis für die Überlegenheit des sozialistischen Systems. In diesem Sinne wurde die Pionierzeitschrift Schulpost umprofiliert und erschien ab 1958 unter dem Namen Rakete (ab 1962 technikus).
Zur propagandistischen Darstellung der wirtschaftlichen und politischen Schwäche der BRD wurden Ende der 50er Jahre Kampagnen gegen die Militarisierung, Spionage und Abwerbung der sozialistischen Fachkräfte durchgeführt [39].
Den Künstlern und Kulturschaffenden der DDR wies die Bitterfelder Konferenz am 24. April 1959 in Anwendung der Lehren und Beschlüsse des V. Parteitags den offiziellen Weg. Mit dieser „Kampagne zur Schaffung einer neuen sozialistischen Nationalkultur" wurden auch die Kunst und die Literatur unmittelbar dem Dienst der Partei unterstellt [40].
Es ging nicht allein um die Forderung nach der künstlerischen Darstellung gegenwartsbezogener, sozialistischer Themen, wie der „Größe des sozialistischen Menschen [41] oder der Großbaustelle als Brennpunkt des sozialistischen Aufbaus [42]. Die Arbeiterklasse und „ihre" Partei sollten auch auf dem Gebiet der Kultur die führende Rolle übernehmen [43]. Hierzu sollte die Trennung zwischen Leben und Kunst aufgehoben werden. Der Künstler, der bisher als Individualist von der Gesellschaft isoliert und oft gegen die führenden Kräfte einer jeweiligen Gesellschaft gearbeitet hatte, sollte nun den Schritt vom Ich zum Wir gehen und lernen, in „kampffähigen Kollektiven" zu arbeiten. Der Arbeiter sollte sich nicht nur ideologisch und ökonomisch, sondern auch kulturell qualifizieren, um die Entwicklung der sozialistischen Kunst mit zu beeinflussen [44]. In dialektischer Beziehung sollten Kunst und Literatur es als höchste Berufung und wichtigsten gesellschaftlichen Auftrag betrachten, die Werktätigen zur sozialistischen Einstellung zum Leben und zur Gesellschaft zu erziehen bzw. „das geistige und moralische Antlitz des sozialistischen Menschen formen zu helfen" [45].
Mit der Überzeugung, daß nur die sozialistische Kunst eine Zukunft haben wird, daß die Parteinahme des Künstlers für den Sozialismus eine unabdingbare Qualität sozialistischer Kunst und daß der sozialistische Realismus die einzig wahre Methode sei, wurde auch auf dem Gebiet der Kunst und Literatur unmißverständlich deutlich gemacht, daß es keine friedliche Koexistenz geben könne [46] und daß die einzige Möglichkeit der Vereinigung Deutschlands für die Regierung der DDR in einem sozialistischen Deutschland gesehen wurde [47].
Außenpolitisch verdeutlicht der ab 1958 offiziell erhobene Anspruch der DDR auf Berlin die Überzeugung von der Überlegenheit des sozialistischen Systems [48]. Die politische Entwicklung gipfelte schließlich am 13. August 1961 im Mauerbau.



[23] Siehe dazu Ulbricht (1964: 412-438): „Der Sozialismus siegt! Aus dem Schlußwort auf dem V. Parteitag der SED vom 10. bis 16. Juli 1958".

[24] Zitiert nach Weber (1986: 295).

[25] Die Verschärfung der politischen Situation in Deutschland in der Zeit des Kalten Krieges wurde sicher nicht nur von ostdeutscher Seite initiiert. Die gleichzeitige Betrachtung der Geschehnisse und politischen Entscheidungen in Westdeutschland würde ein genaueres Bild der damaligen Zeit erbringen. Eine solche Betrachtung überschritte den Rahmen der Arbeit. Es sei an dieser Stelle darauf hingewiesen, daß uns durchaus bewußt ist, daß die Erläuterungen und Wertungen der politischen Entscheidungen der DDR subjektiv sind. Hier geht es jedoch nicht um eine umfassende Darstellung der Entwicklung eines geteilten Deutschland. Die Erläuterung und Wertung der ostdeutschen Situation ist der Beschreibung des Phänomens MOSAIK VON HANNES HEGEN untergeordnet.

[26] Diese Formulierung wurde in dem am 19. September 1963 vom Politbüro des ZK der SED veröffentlichten Kommuniqué über Jugendfragen geprägt.

[27] Bundesministerium für innerdeutsche Beziehungen (1985: 1572).

[28] Siehe 4. Tagung des ZK der SED, Berlin (DDR), 1961, Dietz Verlag.

[29] Vgl. Lehmann (1961 b:134).

[30] Hager (1961: 30).
Eine „Verbindung von Unterricht und Produktion durch die polytechnische Bildung" propagierte auch die Zeitschrift Deutschunterricht, in deren Jahresverzeichnis zwischen 1958 und 1962 eine separate Rubrik „Polytechnischer Unterricht und Deutschunterricht" geführt wurde. Mit welchem Nachdruck die Behandlung polytechnischer Thematiken im Schulunterricht verfochten wurde, zeigt z.B. die in Nr. 12, 1958, S. 617-625, des Deutschunterrichts veröffentlichte, von der Dresdner Zentralstelle für Kinder- und Jugendliteratur aufgestellte Liste der „Bücher, die der polytechnischen Erziehung im Deutschunterricht dienen". In diesem Artikel (S. 617) konstatiert die Zentralstelle „bei der Überprüfung der literarischen Produktion der vergangenen Jahre [...] eine beachtliche Zahl von Werken, die der Jugend, den Erziehern in Schule, Betrieb, Elternhaus und Jugendverband das Neue im Leben unserer Werktätigen und in der Produktion in literarischer Gestaltung nahezubringen vermögen. Leider hat sich die Schule bisher noch viel zuwenig bemüht, um diese Arbeiten für die sozialistische Erziehung zu nutzen. Geeignete Bücher wurden nicht genügend popularisiert; Biographien von Helden der Arbeit, Taten junger Erbauer des Sozialismus auf unseren Großbaustellen, Skizzen aus dem Aufbauprozeß großer Produktionsstätten [... ] fanden in der Erziehungsarbeit inner- und außerhalb des Unterrichts nur ungenügend Eingang."

[31] Bekannt wurde in diesem Zusammenhang der Aufruf der Jugendbrigade „Nikolai Mamai" aus dem VEB Elektronisches Kombinat Bitterfeld. Am 3. Januar 1959 rief diese Brigade als erste unter der Losung „Sozialistisch arbeiten, lernen und leben" dazu auf, um den Titel „Brigade der sozialistischen Arbeit" zu kämpfen, DDR-Handbuch (1985: 1573). Zu ihrem Kampfprogramm gehörte es, die Partnerschaft zu Pioniergruppen aufzunehmen, Chowanetz (1983: 71).

[32] Siehe hierzu die Ulbricht-Rede „Die Entwicklung der sozialistischen Schule und ihre Aufgaben für den Sieg des Sozialismus" in der Wahlversammlung der Lehrer und Erzieher in Leipzig am 17.10.1958 in Ulbricht (1964: 591-623) sowie die Aufsätze von Wagner (1958 a), Wendrock (1960) und Wolffgramm (1958).

[33] Pioniergruppen bildeten auch Brigaden nach dem Vorbild der Arbeiter-Brigaden, um „von klein auf, im Kollektiv zu lernen und zu arbeiten, sich gegenseitig zu helfen und zu erziehen", Chowanetz (1983: 134).

[34] Lehmann (1961 b: 130).

[35] Die Ende der 50er Jahre massiv einsetzende Produktionspropaganda war über die ökonomische Aufgabe hinaus wahrscheinlich auch eine Reaktion auf die massenhafte Abwanderung von Arbeitskräften nach Westdeutschland. Von September 1949 bis zum 15. August 1961 flohen nach Weber (1986: 325) 2.691.270 Menschen aus der DDR. Allein im Juli 1961 flüchteten nach Deutsches Historisches Museum (1992: 45) 30.000 meist junge und qualifizierte Menschen in den Westen.

[36] Thesen des ZK der SED „über die sozialistische Entwicklung des Schulwesens in der DDR", in: 4. Tagung des ZK der SED, Berlin (DDR), 1961, S. 86.

[37] 4. Tagung des ZK der SED, Berlin (DDR), 1961, S. 88. Die Feststellung, daß die Erlebnisinhalte, die durch den polytechnischen Unterricht entstehen, auch für die musische Erziehung von großer Bedeutung sind, nahm wohl die Ideen des ersten Bitterfelder Weges vorweg.

[38] Beiträge zu den großen technischen und naturwissenschaftlichen Errungenschaften der sozialistischen Länder finden sich in allen Presseorganen verstärkt in dieser Zeit, wobei allen Beitragen ein überschwänglicher Ton eigen ist und immer wieder solche Schlagworte wie: „gigantisch", „triumphal", „epochal" auftauchen.

[39] Einen Höhepunkt dieser Art Propaganda bildete die Internationale Pressekonferenz, die im April 1960 vom Nationalrat der Nationalen Front, dem Ministerium für Volksbildung und dem Ausschuß für Deutsche Einheit einberufen wurde. Margot Honecker (1960), Stellvertretende Ministerin für Volksbildung der DDR, leitete die Pressekonferenz mit einer Erklärung über die Jugendvergiftung als System ein, in der sie Verbrechen gegen die westdeutsche Jugend „entlarvte", Bonn der Finanzierung faschistischen Gedankenguts beschuldigte und die westdeutsche Schule als Ort der psychologischen Kriegsvorbereitung brandmarkte.

[40] Siehe auch Barck (1993: 334).

[41] Ingrid Beyer (1960: 1063) prägt in ihrem Artikel „Unsere Künstler und das neue Leben" den Vergleich zu den „großen Meistern der Renaissance, die Menschen ihrer Zeit als Riesen sahen und in unsterblichen Kunstwerken verkörperten".

[42] Der „Furcht mancher Künstler", daß der Bitterfelder Weg, insbesondere durch die Bindung an einen betrieblichen Auftraggeber zur thematischen Einengung des Kunstschaffens führe, wurde entgegengehalten: „In solchen Themen werden die wesentlichen neuen gesellschaftlichen Erlebnisse unserer Menschen repräsentiert", Beyer (1960: 1071).

[43] Beyer (1960: 1063). Ullrich Kuhirt (1958: 854) hatte schon 1958 in seinem Artikel „Über Ziele und Wege der sozialistischen Kunst" zur Vorbereitung der 4. Deutschen Kunstausstellung auf die Notwendigkeit dieser Priorität hingewiesen: „Die Entwicklung der sozialistischen Kunst geht nicht im Selbstlauf vor sich, sondern allein unter der bewußten Führung der Partei. [...] Die Partei stellt der Kunst die Aufgaben und Ziele, sie weist die Wege, die Aufgaben zu lösen."

[44] Besonders bekannt wurden die auf der 1. Bitterfelder Konferenz geprägten Losungen „Greif zur Feder, Kumpel!" und „Dichter in die Produktion".

[45] Beyer (1960: 1062).

[46] In diesem Zusammenhang konstatiert Siegfried Wagner (1958 b: 1834 f.) in seinem Artikel „Künstler und Sozialismus", daß eine Reihe von Künstlern die nationale Frage nicht richtig erfaßt habe. „Aus der Sorge um die »einheitliche deutsche Kultur« heraus glaubten sie, Zugeständnisse machen zu müssen. Sie übersahen, daß der Klassencharakter der Kultur sich in unserer konkreten Situation in einem unversöhnlichen Gegensatz zwischen der herrschenden Kultur in Westdeutschland und der sich bei uns entwickelnden sozialistischen Kultur äußert und daß dieser Gegensatz nur durch die höchste Blüte unserer sozialistischen Kultur überwunden werden kann."

[47] Was wiederum die außenpolitisch oft mit verharmlosenden Worten erklärten Vereinigungsbestrebungen (z.B. Friedensvertrag, Konföderation) als bloße Propaganda entlarvte bzw. klar machte, eine Vereinigung werde es nicht geben.

[48] Am 10. November 1958 kündigte Chruschtschow in einer Rede auf einem sowjetisch-polnischen Freundschaftstreffen in Moskau an, den Viermächtestatus von Berlin aufzuheben, wobei er Berlin als „Hauptstadt der DDR" bezeichnete. Dies geschah am 27. November 1958. Chruschtschow schlug die Umwandlung Berlins in eine „entmilitarisierte freie Stadt" vor und stellte ein Ultimatum von sechs Wochen. Die Westmächte lehnten jedoch die einseitige Aufkündigung des Viermächtestatus durch Chruschtschow ab, erklärten sich aber zu Verhandlungen über die Deutschlandfrage bereit. Den Vorschlag der UdSSR, eine Friedenskonferenz unter deutscher Beteiligung einzuberufen, lehnte die BRD ab. Auf der Außenministerkonferenz der vier Mächte im Sommer 1959 legten die westlichen Alliierten mit dem Herter-Plan ihren letzten gemeinsamen Vorschlag zur Wiedervereinigung vor. Walter Ulbricht schlug Bundeskanzler Konrad Adenauer Anfang 1960 vor, in ganz Deutschland eine Volksabstimmung über Abrüstung, einen Friedensvertrag und eine Konföderation abzuhalten, und forderte wiederum den Status einer Freien Stadt für West-Berlin. Das Innenministerium der DDR erließ im August 1960 eine „Anordnung über das Betreten der Hauptstadt der DDR Berlin durch Bürger der deutschen Bundesrepublik". Bis zum Bau der Mauer gab es immer wieder Verhandlungen. Siehe auch Deutsches Historisches Museum (1992: „Zeittafel", S. 238 ff.).

Fortsetzung