Auszüge aus veröffentlichter Sekundärliteratur zum Mosaik von Hannes Hegen . Diese Zitate sollen die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen. Der Text wurde Printmedien entnommen, Flüchtigkeits- und Übertragungsfehler bitte ich unkommentiert zu entschuldigen. Hier geht es zur Hauptseite: www.mosafilm.de
Zitat aus: Thomas Kramer, Micky, Marx und Manitu, S. 216-218, Weidler Buchverlag Berlin, 2002


Bildungspolitik und Wirtschaftspropaganda - Comic im Gleichschritt der Kinder- und Jugendzeitschriften
Dominik, „Hobby", Böhm/Dörge - Utopie als Patchwork


Der akribisch genaue Darstellungsstil jeglicher technischer Details, dem sich „Mosaik" bei der graphischen Umsetzung dieser Zukunftswelt verpflichtet fühlte, stellte die Künstler vor Probleme. Wo fand man wohl Autos oder Restaurants, die so aussahen, wie man sie sich für die Zukunft des Arbeiter- und Bauernstaates wünschte? Ausgerechnet in einer „Westzeitschrift" wurde man fündig. Das Magazin „Hobby" stellte monatlich neueste Errungenschaften von Wissenschaft und Technik vor. Viele der dort vorgestellten Projekte mußten, im Vergleich mit dem zeitgenössischen DDR-Entwicklungsstand, recht utopisch anmuten. Ferner war 1959 auch Böhm/Dörges Buch „Unsere Welt von morgen" im Verlag „Neues Leben" erschienen [598]. Dieser Band entstand parallel zu den Heften der Neos-Serie. Heinz Handschick, bis 1958 direkt als Graphiker für „Mosaik" tätig, war einer der Mitillustratoren des Bandes. Die SF-Erlebnisse der Digedags folgten inhaltlich dem Konzept von „Unsere Welt von morgen", dessen „weltanschauliches Grundanliegen" Walter Ulbricht selbst in einem Vorwort formulierte.

„Das vorliegende populärwissenschaftliche Buch >Unsere Welt von morgen< führt Euch vor Augen, welche großen und erfreulichen Veränderungen sich bereits in kurzer Zeit in der Sowjetunion und in den sozialistischen Ländern vollziehen werden. [...] Die Menschen werden zum Beherrscher der modernen Technik. Unter den Bedingungen der sozialistischen Gesellschaftsordnung wird die moderne Technik in großem Maße und ausschließlich im Interesse der arbeitenden Menschen zur Befriedigung ihrer Bedürfnisse angewandt. Armut, Unrecht und Unwissenheit werden im letzten Winkel der Erde ebenso beseitigt werden wie Hungersnöte und Seuchen. Selbst Naturkatastrophen werden weitestgehend gebannt. Durch den Kampf der Volksmassen wird es möglich sein, Kriege aus dem Leben der Gesellschaft zu verbannen. Die großen Veränderungen, die tief in unsere Lebensweise eingreifen, werden in diesem Buch anschaulich geschildert. Mancher Leser wird meinen, es handele sich um einen bloßen Traum von der Zukunft. Doch dieses Bild der Welt von morgen ist realistisch und für die Jugend ein erstrebenswertes Ziel." [599]

Trotz aller persönlicher Skepsis bezüglich derartiger Zukunftsprognosen bemühten sich die „Mosaik"-Künstler, wichtige Punkte dieses aufwendig gestalteten Buches, wie beispielsweise die Beschreibung der „Wunderwelt der Kunststoffe", in eine aktionsbetonte Comic-Handlung einzubeziehen. Dabei stütze man sich u.a. auf Elemente aus Eberhard del'Antonios 1957 in der DDR erschienenen SF-Roman „Gigantum".[600] Neben, eher schwachen Elementen Hans Dominiks stützt sich die Neos-Serie bei der Verwendung von Quellen also besonders auf das Magazin „Hobby", die Sachbücher Böhm/Dörges und SF-Romane aus DDR-Produktion. Diese wiederum vermochten ihre Wurzeln in deutscher Vorkriegs-SF - und da eben besonders Dominik - nur schwer zu tarnen.



[598] In der DDR erschien 1959 „Unsere Welt von morgen." In der Bundesrepublik hieß - wie o.e. - ein im gleichen Jahr erschienenes Birkel-Sammelalbum für Kinder „Die Welt von morgen." Auf dieses Sammelalbum verweist auch Werner Graf (vgl. Werner Graf, Unterm Atompilz. Ein Science-Fiction-Roman von Angst und Hoffnung. In: Die fünfziger Jahre. Literatur und Erfahrung Heft 2/1986) Berlin 1986, S. 74-80. Themen und Illustrationen glichen sich in Ost und West: Atomflugzeuge, Tragflächenboote, Kunststoffmöbel etc., etc.

[599] Karl Böhm; Rolf Dörge, Unsere Welt von morgen. Berlin 1959, S. 8f.

[600] Auf diesen Roman verweist auch Thomas Wilde, Der strahlenden Zukunft entgegen - das „Mosaik" als Teil der DDR-Science-Fiction. In: alex. „Mosaik"-Fanzine des Sportgymnasiums Jena. Nr. 7/1995, S. 25f.