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So manch kuriose Erfindung haben uns die Digedags vorgeführt oder selbst ausgebrütet. Heft 33, Geheimsache Digedanium, führt uns in ein neonisches Patentamt, in welchem allerlei skurrile Typen mit ihren Erfindungen warten. Dieser Beitrag erzählt interessante Geschichten von patentierten Erfindungen und dem Schicksal ihrer Schöpfer.
Zitat aus: Geniale und kuriose Erfindungen, Bibliothek erstaunlicher Fakten und Phänomene, Verlag Naumann & Göbel, S. 14


Das Patentamt

Patent(amt)geschichte(n): John Fitch - Vom Glück verlassen -

Zu den meistverehrten Erfindern zählt Robert Fulton, der Vater des Dampfschiffes. Tatsächlich jedoch entwickelte ein gewisser John Fitch, 20 Jahre bevor Fultons Clermont 1807 den Hudson River hochtuckerte, ein funktionsfähiges Dampfschiff.
Oliver Evans (1755-1819)
John Fitch (1743-1798)
1743 auf einer Farm in Windsor, Connecticut, geboren, führte Fitch ein recht bewegtes Leben. Er ging bei einem Uhrmacher in die Lehre, trat für kurze Zeit der amerikanischen Revolutionsarmee bei und arbeitete dann als Landvermesser in Kentucky und Ohio, wo er 1782 von Indianern gefangengenommen und in einem Tauschhandel den Briten übergeben wurde. Während seiner Kriegsgefangenschaft verschafften ihm seine Holzschnitzereien und Porträts britischer Offiziere ein gewisses Ansehen sowie die zum Leben nötigen Einkünfte. Durch einen Gefangenenaustausch freigekommen, arbeitete er wieder zeitweilig als Landvermesser.

1785 hielt sich Fitch in Pennsylvania auf, wo er beim Anblick einer Pferdekutsche erstmals Überlegungen über Fahrzeuge mit Dampfantrieb anzustellen begann. Als seine Arbeiten mit dampfbetriebenen Wagen zu keinem Erfolg führten, verlegte er sich auf die Konstruktion von Booten mit Dampfantrieb. 1786 baute Fitch zusammen mit einem deutschen Partner einen Prototyp, bei dem eine Dampfmaschine auf jeder Bootsseite zwei Reihen mit je sechs Rudern antrieb, die durch Stangen miteinander verbunden und so montiert waren, daß sie wie die Paddel eines Kanus abwechselnd ins Wasser tauchten.

Fitch kam damit seinem Landsmann James Rumsey zuvor, der 1787 ein Boot mit Dampfantrieb auf dem Potomac River nahe Shepherdstown, Virginia, zu Wasser ließ. Rumseys Boot war simpler als die mehrrudrige Konstruktion von Fitch, nicht so leistungsfähig und auch langsamer. In den 1791 erteilten Patenten wurden Rumsey und Fitch zwar gleichermaßen gewürdigt, doch beschrieben wurde nur der Entwurf von Rumsey.

Dies lag zum Teil an Fitchs schwieriger Persönlichkeit und an seinem Jähzorn, die potentielle Förderer abschreckten. Rumsey hingegen war überzeugend, höflich und ruhig. Er fand bei Benjamin Franklin und anderen wohlhabenden Männern großzügige Unterstützung und ging nach England, um dort ein verbessertes Modell seines Dampfbootes, die Columbian Maid, zu bauen. Kurz vor Fertigstellung des Bootes Ende 1792 wurde Rumsey krank und starb am 18. Dezember. Als die Columbian Maid dann schließlich zu Wasser gelassen wurde, brachte sie es nur auf gute sechs Kilometer pro Stunde.

In Amerika hatte Fitch die Thornton, die 13 Kilometer pro Stunde schaffte, 1790 auf dem Delaware River als regelmäßig verkehrendes Linienschiff eingesetzt; im Herbst desgleichen Jahres hatte der Dampfer schon knapp 5000 Kilometer zurückgelegt und 1000 Passagiere befördert. Ein Erfolg war Fitchs Dampfschiff nur in technischer Hinsicht, ökonomisch konnte es mit der Postkutsche nicht konkurrieren. Dieses Manko sowie der Verlust eines neuen Schiffes bei einem Sturm und die Einsicht, daß ein Dampfer auf Kurzstreckenrouten kein lohnendes Geschäft sein konnte, setzten seinen zunehmend verzweifelteren Anstrengungen ein Ende.

Deprimiert zog der glücklose Erfinder nach Bardstown, Kentucky, entschlossen, seinem Leben mit Whisky ein Ende zu machen. Alkoholmißbrauch und Drogenkonsum führten dann 1798 zu seinem Tod.

Erst 1926 wurde Fitch für seine mit Dampfkraft angetriebenen Boote offiziell gewürdigt. Der amerikanische Kongreß bewilligte 15000 Dollar, um dem in Vergessenheit geratenen Erfinder in Bardstown ein Denkmal zu setzen. Ungeachtet dessen wird Robert Fulton immer als Vater des Dampfschiffs bezeichnet werden.

Klick & Zoom: John Fitch's Steamboat, 1788
John Fitch's Steamboat, 1788
1796 ließ John Fitch, Erfinder des Dampfbootes, am Collect Fond im heutigen New York sein von einem Schaufelrad angetriebenes, technisch verbessertes Modellboot zu Wasser.
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