Auszüge aus veröffentlichter Primärliteratur zu Gesellschaft, Wissenschaft und Technik. Diese Zitate sollen die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen. Der Text wurde Printmedien entnommen, Flüchtigkeits- und Übertragungsfehler bitte ich unkommentiert zu entschuldigen. Hier geht es zur Hauptseite: www.mosafilm.de
Im Juli 1959 erleben wir die Digedags, wie ihnen zufällig Der Blitz als Entdecker eines neuen Super-Metalls, des Digedaniums, zu Hife kommt. Als das Hochspanungslabor ihnen nicht mehr zur Verfügung steht, bedienen sich die ausgeschlafenen Kobolde wieder des natürlichen Blitzes und mißbrauchen zu diesem Zweck die Blitzableiter der höchsten Gebäude. Nachfolgender Beitrag stellt den amerikanischen Politiker, Schriftsteller und Naturwissenschaftler Benjamin Franklin (1706-1790) als den Erfinder des Blitzableiters vor. Mehr zu Person und Thema auch hier.
Zitat aus: Geniale und kuriose Erfindungen, Bibliothek erstaunlicher Fakten und Phänomene, Verlag Naumann & Göbel, S. 11

Benjamin Franklins
Elektrisierende Theorien

Mit Hilfsmitteln wie dem elektrostatischen Apparat entwickelte er seine Theorie der Elektrizität.
elektrostatischer Apparat

An einem stürmischen Junitag im Jahre 1752 ließ ein Mann von Mitte Vierzig einen Drachen in die Gewitterwolken am Himmel über Philadelphia steigen. Die durch eine dünne Leine, einen seidenen Drachen und einen Metallschlüssel mit einem Blitz verbundene einsame Gestalt Benjamin Franklins ist seit dieser Zeit zum Symbol privater Forschung geworden. Das Experiment, mit dem Franklin nachweisen wollte, daß ein Blitz lediglich geballte Energie sei, gelang hervorragend. Grelle Funken sprangen von dem elektrisierten Schlüssel auf Franklins Finger über und erbrachten damit den Nachweis, daß Blitze ihrem Wesen nach elektrisch sind.

Dieser Drachenflug stand entgegen herkömmlicher Meinung nahezu am Ende von Franklins Arbeit an einer Theorie der Elektrizität. Fünf Jahre zuvor hatte sich der Buchdrucker, Erfinder und Schriftsteller aus dem Arbeitsleben zurückgezogen. Etwa zur gleichen Zeit war Franklins Wißbegier durch ein in seinem Haus in der Market Street durchgeführtes elektrisches Experiment geweckt worden, geschürt noch durch das Geschenk eines Freundes - eine zirka ein Meter lange Glasröhre, die sich elektrostatisch entlud. „Nie zuvor hatte ich mich mit einer Untersuchung befaßt, die meine Aufmerksamkeit und Zeit derart in Anspruch nahm", schrieb Franklin später.

Als 15. Kind von 17 Geschwistern geboren, erhielt Franklin nur eine sehr dürftige Schulbildung. Er zeichnete sich durch einen scharfen Verstand aus, den er durch unermüdliches Lesen weiter schulte. Mit zwölf Jahren veröffentlichte er Gedichte und bald darauf Essays; mit 17 Jahren ging er zunächst nach New York und danach nach Philadelphia. Im Jahr darauf kehrte er für kurze Zeit nach Boston zurück und begab sich anschließend nach London, wo er bis zu seiner Rückkehr nach Philadelphia 1726 als Drucker tätig war. Etwa 1740 entwarf er seinen berühmten Pennsylvania-Kamin, den er, wie seine anderen Erfindungen (etwa die Bifokalbrille), nicht patentieren ließ.

Als Franklin 1748 seine Studien der Elektrizität aufnahm, mangelte es ihm, der sich nie für Mathematik interessiert hatte, an den nötigen Kenntnissen, um seine Beobachtungen mathematisch analysieren zu können. Statt dessen führte ihn ein mühsames Trial-and-error-Verfahren zu seiner bahnbrechenden Schlußfolgerung: Elektrizität ist eine einzige Kraft mit positiven und negativen Aspekten. Franklin schuf auch das Vokabular der Elektrizitätslehre: Geladen, Armatur, Leiter und Batterie - zählen zu den 25 Begriffen, die er zur Beschreibung seiner Arbeit prägte. Zweimal verlor er bei Experimenten durch Stromstöße das Bewußtsein: bei einer Elektroschockbehandlung eines paralysierten Geistesgestörten, ein anderes Mal, als er eine Pute mit einem Stromstoß töten wollte.

In diesem Ausschnitt greift Benjamin Franklin nach einem durch einen Blitz elektrisch geladenen Schlüssel, der an einem Drachen in der Luft schwebt. (Klick für Zoom)
Benjamin Franklin beim Drachen-Schlüssel-Experiment
1749 ersann er ein gefährliches Experiment, um die elektrische Natur von Gewittern nachzuweisen. „Auf der Spitze eines hohen Turmes oder Kirchturms errichte man ein Wachhäuschen, das einem Menschen und einer leitfähigen Halterung genug Platz bietet. In der Mitte der Halterung stelle man eine sechs bis zehn Meter hohe Eisenstange ... senkrecht auf, die an ihrem Ende sehr spitz zuläuft." Wer in dem Häuschen stünde, würde bei tiefen Gewitterwolken vermutlich elektrisiert und „Funken sprühen, weil die Stange Feuer aus der Wolke zu ihm hin lenkt".

Das Experiment wurde im Mai 1752 in Frankreich durchgeführt, ohne daß jemand zu Schaden kam. Doch ein in Rußland tätiger schwedischer Forscher wurde von einem Blitz getötet, als er Franklins Versuch nachvollziehen wollte. Franklin, der von dem französischen Experiment nichts wußte, ließ 1752 zusammen mit seinem Sohn William einen seidenen Drachen in den stürmischen Himmel Pennsylvanias aufsteigen. Im Jahr zuvor waren Franklins Briefe an einen britischen Kollegen unter dem Titel Experiments and Observation in Electricity (Experimente und Beobachtungen zur Elektrizität) veröffentlicht worden. Das Buch wurde 1752 in Europa übersetzt und machte Franklin zu einem berühmten Mann - und ebnete ihm den Weg für seine spätere Diplomatenlaufbahn. Als er 1776 als einer von drei amerikanischen Gesandten nach Paris fuhr, war er den Franzosen als Erfinder gut bekannt.

Nach seinem Ausscheiden aus dem Staatsdienst entwickelte Franklin einen mechanischen Arm, der Bücher aus Regalen herausnahm, und erfand einen flexiblen Katheter zur Linderung der durch Nierensteine verursachten Schmerzen, die ihn bis zu seinem Tod 1790 plagen sollten.