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So manch kuriose Erfindung haben uns die Digedags vorgeführt oder selbst ausgebrütet. Heft 33, Geheimsache Digedanium, führt uns in ein neonisches Patentamt, in welchem allerlei skurrile Typen mit ihren Erfindungen warten. Dieser Beitrag erzählt interessante Geschichten von patentierten Erfindungen und dem Schicksal ihrer Schöpfer. Mit der Startnummer 10 nimmt ein Nachbau des Flyers der Brüder Wright auch am Wettbewerb zum Neos-Flugtag (Mosaik 35) teil.
Zitat aus: Geniale und kuriose Erfindungen, Bibliothek erstaunlicher Fakten und Phänomene, Verlag Naumann & Göbel, S. 40-41


Das Patentamt

Patent(amt)geschichte(n): Die fliegenden Brüder Wright

An der Küste von north Carolina waren sie als die „verrückten Yankees" bekannt - die beiden Brüder Wright aus Dayton, Ohio, die die erste aus eigener Kraft fliegende Maschine erfinden sollten. Den technischen Genies gelang, woran so viele andere gescheitert waren, vor allem deshalb, weil sie sich bestens mit der populärsten Maschine jener Tage auskannten: dem Fahrrad.
Wilbur und Orville Wright lagen altersmäßig vier Jahre auseinander: Wilbur wurde 1867, Orville 1871 geboren, zwei von fünf Kindern eines Bischofs der United-Brethren-Kirche. Weder Wilbur noch Orville besuchten die höhere Schule bis zum Abschluß, und beide blieben Junggesellen. Wilbur scherzte einmal, sie könnten schließlich nicht „eine Ehefrau und obendrein noch eine Flugmaschine" unterhalten. 1878 bekamen die Jungen von ihrem Vater ein Spielzeug aus Bambus geschenkt, das für eine kurze Zeit durch die Luft hüpfte, wenn man es mit einem Gummiband in Gang setzte. Fasziniert fertigten die beiden eine Reihe von Nachbildungen der kleinen Flugmaschine an.
Wilbur mit mit seiner Schwester  Katharina, 1909 in Frankreich. Man beachte den zugebundenen Rock -  ganz nebenbei wurde so ein Modetrend neu belebt (Hobble Skirt).
Wilbur mit mit seiner Schwester Katharina, 1909 in Frankreich. Man beachte den zugebundenen Rock - ganz nebenbei wurde so ein Modetrend neu belebt (Hobble Skirt).
Wilbur und Orville zeigten großes Interesse für alles Mechanische und waren begeisterte Tüftler. So nahm Orville ein gerade gekauftes Automobil sofort auseinander, um zu sehen, wie es funktionierte, Die Brüderverdienten ihren Lebensunterhalt zunächst als Drucker und eröffneten dann in Dayton einen Fahrradladen, der gute Geschäfte versprach.
Die Wrights bauten selbst Fahrräder, erwarben praktische Kenntnisse - zur Herstellung von Präzisionswerkzeugen und machten sich mit der Funktionsweise des Kettenantriebs vertraut. Durch das Fahrrad stießen sie auch auf die Probleme des Gleichgewichts, da Radfahrer lernen müssen, sich in Kurven „hineinzulegen" und - ähnlich wie Vögel - bei störenden Einflüssen die Balance zu halten. Die Brüder Wright widmeten sich intensiv dem Studium der Natur: Sie beobachteten aufsteigende Bussarde und analysierten, wie die Vögel beim Aufsteigen und beim Sturzflug durch Bewegen der Federn die Form ihrer Flügel veränderten. Wilbur entwickelte das flugtechnische Pendant dazu: das sogenannte Verwinden, bei dem der Flügel eines Modellgleitfliegers mit Steuerdrähten gekrümmt wurde, um den Auftrieb zu vergrößern oder zu vermindern. Als sie bemerkten, daß die Krümmung der Flügel zur Richtungssteuerung nicht ausreichte, wandten sich die Brüder erneut dem Studium des Vogelflugs und insbesondere der Schwanzfedern zu, die beim Flugzeug den Steuerrudern entsprachen.
Zum Testen ihrer Flügelkonstruktionen montierten die Brüder die Modelle zunächst auf ein Fahrrad, bauten dann aber einen Windkanal, der technisch so raffiniert war, daß ihre Resultate heute in modernen Anlagen kaum zu übertreffen sind. Im Herbst 1900 begannen sie, ihre Gleitflieger auf den Dünen von Kitty Hawk, North Carolina, zu testen, über die ständig ein Wind fegt, und bauten dann ein motorisiertes Modell ihres Flugzeugs, das sie Flyer (Flieger) nannten.
Am 14. Dezember 1903 versuchte Wilbur in Kitty Hawk mit der Flyer aufzusteigen - und ging krachend zu Boden. Drei Tage später kletterte Orville an Bord der zerbrechlichen Maschine und legte sich ausgestreckt in Bauchlage quer über den unteren Flügel, die Füße auf den Steuerpedalen, Das Flugzeug stieg auf und hielt sich zwölf Sekunden lang in der Luft: Der erste kontrollierte Motorflug in der Geschichte der Menschheit und der erste Schritt in die neue Epoche der Luftfahrt war gelungen.
Beim letzten von drei weiteren Flügen hielt sich die Flyer 59 Sekunden in der Luft, Zu dem geplanten vierten Flug kam es nicht mehr, weil die Maschine, von einer plötzlichen Bö erfaßt, die Dünen hinabgedrückt wurde, sich dabei mehrmals überschlug und schwer beschädigt wurde. Geduldig bauten die Brüder ein zweites Flugzeug und später noch ein drittes. 1906 erhielten sie ein Patent und gründeten zur kommerziellen Verwertung ihrer Erfindung eine Firma.
1912, neun Jahre nach ihrem ersten Flug, starb Wilbur an Typhus. Ohne seinen Bruder schien Orville nicht mehr den Drang nach Pioniertaten zu verspüren; 1915 verkaufte er sein Flugzeugunternehmen. 1948, Orvilles Todesjahr, legten 34 amerikanische Fluggesellschaften mit über 1000 Propellerflugzeugen fast 13 Milliarden Personenkilometer zurück.

Am 17. Dezember 1903 steigt Orville Wright erstmals von den Sanddünen in Kitty Hawk mit seinem Flugzeug in die Lüfte.

Am 17. Dezember 1903 steigt Orville Wright erstmals von den Sanddünen in Kitty Hawk mit seinem Flugzeug in die Lüfte.

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