Auszüge aus veröffentlichter Sekundärliteratur zum Mosaik von Hannes Hegen . Diese Zitate sollen die Diskussion der Heftbesprechungen im Digedags-Forum unterstützen. Der Text wurde Printmedien entnommen, Flüchtigkeits- und Übertragungsfehler bitte ich unkommentiert zu entschuldigen. Hier geht es zur Hauptseite: www.mosafilm.de
Zitat aus: Petra Kock, Das Mosaik von Hannes Hegen, Entstehung und Charakteristika einer ostdeutschen Bildgeschichte, Logos Verlag Berlin, 1999, S. 124-125

Der Versuch, das MOSAIK VON HANNES HEGEN von einem Abenteuerheft in eine Zeitschrift umzuwandeln: 1957 bis 1959/60
Hintergründe - Konsequenzen für das MOSAIK VON HANNES HEGEN


Vergegenwärtigt man sich die Rigorosität der im Zuge der Ideologischen und Ökonomischen Offensive vorgenommenen Gleichschaltung aller kulturellen Bereiche der DDR, wird deutlich, daß das MOSAIK ION HANNES HEGEN, so unbedeutend es für die gesamtgesellschaftlichen Entwicklungen war, von den angedeuteten politischen Entscheidungen nicht unbehelligt bleiben konnte.
Das MOSAIK VON HANNES HEGEN War 1955 als unterhaltendes und Abenteuer bietendes Bilder-Heft in bewußter Anlehnung an die westlichen Comic-books entstanden. Es verfolgte weder eine deutliche politisch-ideologische Richtung, noch erfüllte es Belange der sozialistischen Bildung. 1957 erlebten die Digedags ihre Abenteuer im Römischen Reich (obwohl die Römer-Serie nicht dem Anspruch auf historische Korrektheit nachkam, könnte man sie zeitlich in das erste Jh. n. Chr. einordnen [49].
In Anbetracht der Weisung, jegliche Orientierung am imperialistischen Ausland zu unterbinden, und der insbesondere auch im Bereich der Pionierpresse getroffenen Einschätzung von Unterhaltung als einer Art „Nur-Journalismus" und damit Zeichen des Revisionismus, mußte das MOSAIK VON HANNES HEGEN den Ideologen der FDJ und PO als besonders unzureichend auffallen.
Daß auch das MOSAIK VON HANNES HEGEN auf die kulturpolitischen Konsequenzen der Ideologischen und Ökonomischen Offensive einzugehen hatte, manifestiert sich am deutlichsten an dem durch den Verlag 1957/58 angeordneten Serienwechsel von der Römer-Serie zur Weltraum-Serie. Mit der Gestaltung der neuen Serie des ehemals „Bilder-Heft", jetzt „Bilderzeitschrift" genannten MOSAIK VON HANNES HEGEN gingen inhaltliche und formale Änderungen einher, die von uns als Versuch betrachtet werden, das durch die Orientierung am amerikanischen Comic-book getroffene Zugeständnis zurückzunehmen [50] und das MOSAIK VON HANNES HEGEN von einem Abenteuer-Comic-Heft in eine Pionierzeitschrift umzuwandeln. Die Übernahme des MOSAIK VON HANNES HEGEN durch den Verlag „Junge Welt" stimmt zeitlich mit den Bestrebungen überein, durch die Übertragung der Herausgeberfunktion für die Pionierpresse von der FDJ auf die Pionierorganisation dieser mehr Kompetenzen einzuräumen, um die ideologische Erziehung ihrer Zielgruppe zu intensivieren [51]. In diesem Sinne stellt der Verlagswechsel eine logische Konsequenz des Umprofilierungsversuches dar.
Allerdings wurde das MOSAIK VON HANNES HEGEN nicht völlig neu konzipiert. Vergleicht man die Umprofilierung des MOSAIK VON HANNES HEGEN mit den Entwicklungen anderer Presseerzeugnisse im Zuge der Ideologischen Offensive, erscheint insbesondere die Variante mit der Beilage Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben halbherzig. Diese Beilage kam anstelle des MOSAIK VON HANNES HEGEN der Forderung nach der Präsenz von Pionieren nach [52]. Nicht nur die Beilage ist Ausdruck des Versuchs der Redaktion, den von den Ideologen an sie gestellten Forderungen auszuweichen bzw. das MOSAIK VON HANNES HEGEN im Sinne des Autors zu erhalten.
Die nähere Untersuchung des Inhalts und der Dramaturgie der Weltraum-Serie soll im einzelnen den Kampf um das Profil des MOSAIK VON HANNES HEGEN verdeutlichen und dabei die Annahme prüfen, daß sich die Spannung zwischen politischen Vorgaben und redaktioneller Eigenständigkeit in den gestalterischen Ungereimtheiten und Brüchen der Weltraum-Serie widerspiegelt. Sie ist bedeutungsvoll, weil mit ihr das MOSAIK VON HANNES HEGEN eine besonders kritische Zeit des Kalten Krieges (dessen Abbild sie gleichzeitig gestaltet), in der alle anderen Kinderzeitschriften zu politischen Pionierzeitschriften wurden, als „Unterhaltungszeitschrift" bzw. „abenteuerliche Bildergeschichte" „in der Art eines Bilderromans" überstanden hat [53].



[49] Als unmittelbare Anregung für diese Serie galten „die damals in der westlichen Welt in Mode befindlichen »Sandalen«-Filme aus Hollywood, die Hegen in starkem Maße faszinierten", Lettkemann/Scholz (1994: 31). Deutlich zu erkennen sind Anleihen aus dem amerikanischen Monumentalfilm „Quo Vadis?" von 1951. Abgesehen von Parallelen hinsichtlich der Handlungsschemen ähnelt der Kaiser Celsius aus dem MOSAIK VON HANNES HEGEN dem wahnsinnigen Imperator Nero, gespielt von Peter Ustinov.

[50] Lettkemann (1986: 322) verdeutlichte den mit der Weltraumserie einhergehenden Umschwung als den vom „Zuckerbrot zur Peitsche".

[51] Siehe auch Kap. 2.2.2.1.1.

[52] Das MOSAIK ION HANNES HEGEN war die einzige Pionier-Zeitschrift, die der Forderung nach der Gestaltung des Pionierlebens nicht nachkam. Der damalige Verlagsdirektor nannte die Beilage Klaus und Hein erzählen aus dem Pionierleben „ein ideologisches Schwänzchen und meinte damit, daß er sehr wohl wisse, daß dies nur dazu diene, unsere immer noch vorhandene Narrenfreiheit zu verteidigen", Dräger, L. (1990: 111).

[53] Aus der Führungskonzeption des Verlagsdirektors „Junge Welt" 1971 bis 1975, BAJW, 80/53.

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